Angeregt durch den Erfahrungsaustausch bei meiner Session "Texte umschreiben für OER-Projekte" auf dem Mini-Barcamp (14:15-15:15 Uhr … das kürzeste Barcamp, das ich je erlebt habe … aber es war sehr "effektiv" :-)
#OERcamp an der TIB am 2. Oktober 2019 in Hannover.
Danke an die OrganisatorInnen: Eine Kooperation der Technischen Informationsbibliothek (TIB), dem #OERcamp und dem Learning Lab der Universität Duisburg-Essen
Eine zentrale Produktionsweise bei der Produktion von OER-Materialien ist das "umschreiben" vorliegender, im Netz "gefundener" Texte und Materialien so dass sie unter einer Creativ Commons Lizenz frei weiter verwendet werden können.
Das ist die 4. Stufe in Defining the "Open" in Open Content and Open Educational Resources
Remix - the right to combine the original or revised content with other material to create something new (e.g., incorporate the content into a mashup)
In der unten stehenden Grafik ist "remix" übersetzt mit "vermischen", wodurch leider der sprachliche Anklang an die im Musikbereich gängige Praxis des Remixens auf der Strecke bleibt, was gerade im Kontext künstlerischer Produktionsweisen und Entwendungstechniken ein wichtiger "drive" sein kann …
Vermischen – das Recht, einen Inhalt im Original oder in einer Bearbeitung mit anderen offenen Inhalten zu verbinden und aus ihnen etwas Neues zu schaffen (z.B. beim Einbauen von Bildern und Musik in ein Video)
Quelle: Quelle: „5 V-Freiheiten für Offenheit“ (Details in der unten stehenden Bildunterschrift!)
Dieses "vermischen", "remixen" oder "mashups erstellen" stellt nämlich eine entscheidende Produktionsweise zur Erstellung von OER-Materialien da:
Quelle: „5 V-Freiheiten für Offenheit“ von Julia Eggestein (Grafik), Jöran Muuß-Merholz (inhaltliche Übersetzung, Anpassung und vorsichtige Erweiterung) und Jörg Lohrer (Wortschöpfer) unter CC BY 4.0 basierend auf „Defining the ‘Open’ in Open Content and Open Educational Resources“ von David Wiley auf CC BY 4.0.
Mashups, Remixes, Samples Lizenz: cc by-nc-nd/2.0/de (dieSachbearbeiter.de)
… darin komm Valie Djordjevic zu dem Schluß:
Collage, Recycling, Sample, Remix oder Mashup sind viele Bezeichnungen dafür, aus bestehendem Material etwas Neues zu machen. Folgt man dem Urheberrecht, ist das nur in ganz engem Rahmen erlaubt – jedenfalls, wenn man das Ergebnis veröffentlichen will.
…
Machen ja, aber nicht veröffentlichen
Urheberrechtlich sind solche Fälle in weiten Teilen Europas und ähnlich gestalteten Rechtsordnungen problematisch. Nach dem deutschen Urheberrechtsgesetz darf man Remixe und Mashups, die urheberrechtlich geschütztes Material enthalten, nicht veröffentlichen, wenn man keine Erlaubnis des Rechteinhabers hat. Auch wer nur ein Katzenvideo mit einem Top-10-Hit unterlegt und es bei Youtube hochlädt, begeht eine Urheberrechtsverletzung.
Das kann Unterlassungs- und Schadensersatzansprüche nach sich ziehen …
Quelle: Valie Djordjevic: Mashups, Remixes, Samples. Die Kultur wird flüssig
Lizenz: by-nc-nd/3.0/
Autor: Valie Djordjevic für bpb.de
… als einziger Ausweg gilt neben der "Ausnahme Zitatrecht" bei wissenschaftlichen Veröffentlichungen … (in dem Text werden auch lizenzrechtliche Probleme bei künstlerischen Produktionen angesprochen) eine "Flucht" in literarische Produktionsweisen**:
Freie Benutzung, Parodie und Satire
Bei der sogenannten freien Benutzung darf das ursprüngliche Werk im neuen Werk gar nicht mehr erkennbar sein, sondern darf allenfalls als Inspirationsquelle dienen. Die schöpferische Leistung des neuen Urhebers muss dabei deutlich überwiegen. Die Abgrenzung zur urheberrechtlichen „Bearbeitung”, die wiederum nur mit der Erlaubnis des ursprünglichen Urhebers veröffentlicht werden darf, ist schwer.Anders sieht es wiederum bei Parodien und ähnlichen Formen wie Satire, Karikatur oder Persiflage aus. Hier muss das Originalwerk erkennbar bleiben, denn sonst funktioniert die Parodie nicht. Das wichtigste Kriterium für rechtlich erlaubte Parodien ist, dass der Urheber der Parodie einen „inneren Abstand“ zum Ursprungswerk hat, es also kritisiert oder sich sonst irgendwie damit auseinandersetzt.
Quelle: Valie Djordjevic: Mashups, Remixes, Samples. Die Kultur wird flüssig
Lizenz: by-nc-nd/3.0/
Autor: Valie Djordjevic für bpb.de
Wenn unsere OER-Materialien als keine "Wissenschaft" sind - und wir das "Zitatrecht" nicht in Anspruch nehmen können, bleibt "nur" eine **offensive Anleihe bei künstlerischen Produktionsrechniken **und Verfahrensweisen:
Eine Kultur der „offenen Quellen“
Dasselbe gilt für die Kunst generell. Vor allem die Literatur wird ja seit langem geplündert und fragmentiert. Als ich 13 war, kaufte ich mir eine Anthologie mit Texten von Beat-Autoren. Darin entdeckte ich einen gewissen William S. Burroughs, der mich sofort in große Aufregung versetzte. Er war der Autor von etwas, das sich Naked Lunchnannte: Der Band enthielt ein Exzerpt davon, in all seiner funkelnden Brillanz.
Burroughs war damals einer der radikalsten Schriftsteller, die die Welt zu bieten hatte. Bei all meiner literarischen Erfahrung seither hatte niemand eine tiefere Wirkung auf mein Verständnis für die Möglichkeiten des Schreibens. Als ich diesen Eindruck später zu analysieren versuchte, entdeckte ich, dass Burroughs Schnipsel aus Texten anderer Autoren seinem Werk einverleibt hatte – eine Vorgehensweise, die meine Lehrer, wie ich wusste, Plagiat nennen würden.
Quelle: Jonathan Lethem: Autoren aller Länder, plagiiert euch!
Lizenz: Dieser Beitrag gehört zur Reihe „Copy.Right.Now! – Plädoyers für ein zukunftstaugliches Urheberrecht”, die auch als gedruckter Reader erschienen ist. Er steht unter der Creative-Commons-Lizenz BY-NC-ND.
Freilich können sich auch hier rechtliche Hürden auftun, wie der Beitrg zeigt:
Grafik: Libby Levi, opensource.com, CC BY-SA
Eine solche Praxis kulminiert in dem schönen Manifest
Wir leben in einem Zeitalter des Remix. Kreativität und Kultur bauten schon immer auf bereits Bestehendem auf. Internet und digitale Technologien ermöglichen aber die kreative Nutzung existierender Werke in völlig neuen Dimensionen: Nie zuvor war es so vielen möglich, Werke auf so unterschiedliche Arten zu verändern und so einfach anderen zugänglich zu machen. Mehr denn je gilt heute: "Everything is a Remix."
Unter einem Recht auf Remix verstehen wir ein Bündel aus drei digitalen Kreativitätsrechten:
- Das Recht, Werke bei der Nutzung zu verändern und das Ergebnis öffentlich zugänglich zu machen (Pauschalvergütetes Transformationsnutzungsrecht — Beispiel: Hintergrundmusik im Handyvideo).
- Das Recht, Remixes von bestehenden Werken zu erstellen und diese öffentlich zugänglich zu machen (Pauschalvergütetes Remixrecht – Beispiel: Fake-Trailer einer Fernsehserie).
- Das Recht, gegen Zahlung einer angemessenen Vergütung Remixes auch kommerziell zu verwerten. (Lizenzpflichtiges Remixverwertungsrecht – Beispiel: Verkauf von Musik-Mashup via iTunes)
Quelle: https://rechtaufremix.org/
Lizenz: CC BY-SA 3.0 DE
Cut-up (englisch für Schnitttechnik) ist eine Methode, den Zufall und die Montage durch gezielte oder willkürliche Neuabmischung von Texten in die Literatur einfließen zu lassen.
Bereits Künstler wie Tristan Tzara und Hans Arp spielten mit der gezielten Neuabmischung von Texten. Ähnliche Ansätze waren von Max Frisch und James Joyce entwickelt worden. 1959 entdeckte Brion Gysin die Schnitttechnik durch Zufall neu und machte William S. Burroughs darauf aufmerksam, der zum wichtigsten Vertreter des Cut-up werden sollte.[1] In der Folge wurde die Schnitttechnik unter weiteren Autoren der Beat Generation populär.Im deutschsprachigen Raum standen unter anderem die Schriftsteller Jürgen Ploog, Carl Weissner und Jörg Fauser in der Tradition des Cut–up. Ploog formulierte die „Schnitt-Schreibweise“ folgendermaßen:
„Die simpelste Form ist, 2 beliebige Seiten eigenen oder fremden Textes senkrecht zu zerschneiden & die 4 Hälften in vertauschter Reihenfolge wieder zusammenzusetzen. Man beginnt nun über die semantischen Bruchstellen hinwegzulesen.“[2]
Quelle:https://de.wikipedia.org/wiki/Cut-up
Lizenz: Creative Commons Attribution/Share Alike
Auf der Seite "Language is a Virus" stehen insgesamt 14 verschiedene Text-Maschinen zur Verfügung, die für experimentelle Text-Remixe eingesetzt werden können.
Text Manipulation
Cut Up Machine
Word Medley
Mix Me With
Visual Poetry
Poetry Gyroscope
Madlib Poem
Text Mixer
Reverse Poem
Rewordifier
Sentence Tree
Text Weaver
Interactive Square Poem Machine
Text Reverser
Künstlerische und literarische Qualität (eine solche "Schöpfungshöhe" wäre entscheidend in Bezug auf die Copyright-Frage :-) ist nicht "automatisch" gegeben - wie bei jeder Technik - sondern entsteht durch Nachbearbeitung, Kontextualisierung .. etc.
Weiterhin finden sich auf der Seite
Word Play : uses a combination of randomness and pattern matching to find words that resonate together.
Dictionary Cut Up : Mix up text from the dictionary.
Text Collage : Electronic text art.
Poetry Generator : Randomly generates a new poem.
Shakespearean Sonnet Generator
Haiku-a-Tron
Ich führe hier **2 Text-Misch-Maschinen **beispielhaft auf:
The Cut-Up Machine mixes up the words you enter in a form, a la William S. Burroughs and the Dadaists. This creates new and often surprising juxtapositions of words that can inspire creativity.
www.languageisavirus.com/cutupmachine.php
Enter your text below and click Mix it up. Click Options for advanced settings such as character n-gram, markov chaining, cento…
www.languageisavirus.com/text-mixer.php
Eine Verbindung von https://fabuladeck.com/ und Daniel`s genialem Educationary – Ein Gamification-Tool für Lehrende: https://digital-spielend-lernen.de/educationary-ein-gamification-tool-fuer-lehrend
KO
Welche Kompetenzen werden vermittelt
Die Text-Adventure SchreiberInnen lernen:
*
kleinste Text-Einheiten (Micro-Fictions, Tiny Tales oder Kürzestgeschichten" aus vorhandenen Text-Bestände zu “remixen”
*
sich in verschiedene Charaktere hineinzuversetzen
*
lineare Texte in eine interaktive Form zu bringen
*
Dilemma-Situationen / Entscheidungen aus verschiedenen Perspektiven zu sehen
*
multiple Lösungen und Handlungsoptionen zu entwickeln
Kompetenzen - KO (20 !)
… in diesem Projekt wird die Remix-Praxis auf freie Text-Quellen angewendet, die mithilfe der OpenSource Anwendung twine in Text Adventures "ungeschrieben" werden :-)
Deutschsprachige Texte:
Inhalt:
Diese Texte stehen unter der Creative-Commons-Lizenz BY-NC-ND. Der Reader Copy.Right.Now ist auch in gedruckter Version und als PDF (1,3 MB) in der Reihe Schriften zur Kultur und Bildung der Heinrich-Böll-Stiftung erschienen.
Gehlen, Dirk von: Mashup: Lob der Kopie. Berlin: Suhrkamp
Sollfrank, Cornelia: Originale … und andere unethische AutorInnenschaften in der Kunst. In: Kulturrisse 01/2007
Stalder, Felix: Who's afraid of the (re)mix? Autorschaft ohne Urheberschaft, Archithese 4/2012, S. 60ff
Englischsprachige Texte:
Lessig, Lawrence: The Future of Ideas.
Lessig, Lawrence: Free Culture. The Nature and Future of Creativity
Lessig, Lawrence: Making Art and Commerce Thrive in the Hybrid Economy
Navas, Eduardo: Remix Theory: The Aesthetics of Sampling. Wien/New York: Springer,
Online: remixtheory.net
The following texts crossover to various disciplines. For the sake of making the content manageable, they are divided into three categories: Art, Literature, and Music; Exhibitions; and Culture and Media.
Texts on Art, Literature, and Music
Includes texts that discuss art, literature and music as fields of practice as well as their relation to other areas of cultural production.
Texts on Exhibitions
Includes texts that examine exhibitions as spaces of communication. This section also offers a set of curatorial essays and interviews for the different exhibitions I have organized and curated.
Texts on Culture and Media
Includes texts that discuss media at large. Much of this material crosses over to various disciplines, including art and exhibitions.
Critical commentary and analysis on Art, Media, and Culture for The Huffington Post:
http://www.huffingtonpost.com/eduardo-navas/
Matthias Andrasch hat ein wunderbares Tool für die Suche nach OER-Materialien "zusammengestellt" geremixt :-)
Das OERhörnchen ist eher ein Suchwerkzeug, welches bestimmte Filtereinstellungen (für die Lizenzsuche) einfacher zugänglich macht und somit für Nutzer_innen die Suche nach OER vereinfachen soll. Das OERhörnchen verlinkt lediglich auf die Ergebnisse der Google Suchmaschine bzw. auf andere Portale, stellt jedoch die Sucheinstellungen (mittels GET-Parametern) bereits so ein, dass nur Inhalte mit OER-kompatibler Lizenz angezeigt werden (Siehe Lizenzeinstellungen in der OERhörnchen-Suche). Somit muss man nicht auf jeder Seite diese Einstellungen manuell durchführen. Inspiration für das Projekt war die Seite search.creativecommons.org, welche ebenfalls nach diesem Prinzip der Weiterleitung mit voreingestellten GET-Parametern funktioniert.
Quelle: https://oerhoernchen.de/about
Lizenz:Alle Textinhalte, sofern nicht anders angegeben: CC0
… man kann dort wunderbar nach Projekten oder Medieninhalten oder suchen:
Nach offenen Inhalten (Audio, Foto, Video, etc.) auf Medienportalen suchen, die nicht zwangsläufig für Lehren/Lernen erstellt wurden. Diese können aber für die Erstellung von OER-Material eingesetzt werden
Quelle: https://oerhoernchen.de/about
Lizenz:Alle Textinhalte, sofern nicht anders angegeben: CC0
.. aber die Suche basiert, wie die klassische Creative-Commons Suche auf der Suche nach Bild-, Video-, und Sound-Dateien …
Es wäre schön, wenn es eine dezidierte Suche freien nach Text-Inhalten gäbe, also .txt, .odt, .md, .pdf, .epub … sowie alle anderen möglichen Text-Formate (.rtf, .doc, .docx .. sowie eine Unzahl - auch proprietäre - Dateiformate für Texte )
.. vielleicht auf der Basis von:
https://creativecommons.org/tag/text/
Es ist auch eine Browserextension für Chrome verfügbar!
Dieses Seite steht unter der Lizenz CC-BY
Bitte beachtet die teils unterschiedlichen Lizenzen bei den verlinkten Projekten und Materialien!
Heiko Idensen
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