owned this note
owned this note
Published
Linked with GitHub
# Liebeskonzeptionen
Basiert auf einer Vorlage von Daniel Bremer, erstellt von [Philippe Wampfler](https://phwa.ch), 2021.
## Fusionsmodell

Symbiose Komplementarität, z.B. bei *Platon, Symposion*.
**Vorteile**
Bildung einer Partnerschaft, in der sich Menschen ergänzen. Duale Stärke. Erweiterung der Freiheit.
Mein kann davon ausgehen, es gebe ein Gegenstück.
**Nachteile**
Macht sich von einer anderen Person abhängig.
Partnerselektion erfordert genaue Bestimmbarkeit und Dauerhaftigkeit einer Menge Eigenschaften, die in einem komplementären Profil vorliegen müssen, damit eine Symbiose gelingen
könnte.
Anderung oder Verlust bestimmter Eigenschaften stört die Liebe massiv.
## Eigenschaftenmodell

Liebe bezieht sich auf bestimmte Eigenschaften, z.B. bei Partnervermittlungsbörsen.
**Vorteile**
Eigenschaften können scheinbar präzise bestimmt werden, Passung von Partner*innen wirkt überprüfbar.
**Nachteile**
Asymmetrie, Partner*innen werden auf Merkmale reduziert, sie sind deshalb auch ersetzbar. Ohne die Merkmale verschwindet die Liebe.
## Resonanzmodell

Liebe bedeutet, Resonanz zu spüren, die gemeinsame Verbindung permanent zu aktivieren.
**Vorteile**
Beziehung wird immer wieder überprüft, beidseitige Aktivität ist nötig.
**Nachteile**
Unklar, was die Resonanz genau erzeugt und wie sie stabilisiert werden kann.
## Neurobiologisches Modell

Liebe basiert auf chemischen Reaktionen, die durch Hormone oder Wahrnehmungen ausgelöst werden.
**Vorteile**
Gefühle können empirisch erklärt werden.
**Nachteile**
Materialistische Erklärungen können Empfindungen nicht so erklären, wie sie sich anfühlen.
## Narratives Modell

Liebe besteht aus Geschichten, die sich Liebende erzählen.
**Vorteile**
Identifikation erfolgt über Codes oder Symbole, die Liebende kennen und an die sie sich erinnern. Liebe wird konstruiert, erschaffen.
**Nachteile**
Welche und wie viele Geschichten braucht es, damit Liebe entsteht und erhalten bleibt?
Verändern sich Geschichten?
## Vertrags-/Zweckmodell

Liebe ist eine Vereinbarung, die Partner*innen treffen, weil sie ein gemeinsames Interesse daran haben.
**Vorteile**
Liebe wird rational und ist in dieser Vorstellung gut mit gesellschaftlichen und religiösen Vorstellungen vereinbar.
**Nachteile**
Welche und wie viele Geschichten braucht es, damit Liebe entsteht und erhalten bleibt?
Verändern sich Geschichten?
## Tugendmodell

Liebe besteht aus Geschichten, die sich Liebende erzählen.
**Vorteile**
Identifikation erfolgt über Codes oder Symbole, die Liebende kennen und an die sie sich erinnern. Liebe wird konstruiert, erschaffen.
**Nachteile**
Welche und wie viele Geschichten braucht es, damit Liebe entsteht und erhalten bleibt?
Verändern sich Geschichten?
## Gefühlsmodell

Liebe ist ein Gefühl.
**Vorteile**
Emotionale Aspekte von Liebe erklärbar, Liebe jenseits von Zwecken fühlbar.
**Nachteile**
Gibt es gemeinsame Gefühle? Kann das Gefühl erlernt und dauerhaft gemacht werden?
## Geheimnismodell

Liebe ist ein Mysterium.
**Vorteile**
Stärker als jeder Bestimmungsversuch, weil keine Kritik möglich.
**Nachteile**
Klärt nichts, kann keine Abgrenzung vornehmen.
## Naturmodell

Liebe ist ein natürlicher Vorgang, auf den kaum Einfluss genommen werden kann.
**Vorteile**
Verschwinden von Liebe ist nicht mit Schuld verbunden.
**Nachteile**
Gibt keinen sozialen Einfluss auf Liebe, Menschen sind ihr ausgeliefert.
## Eigenliebemodell

Liebe ist etwas, was Subjekte mit sich selber tun. Andere sind nur Mittel, um eigene Befriedigung zu erreichen, vgl. z.B. *Max Stirner*.
**Vorteile**
Kann befreiend sein, Individuen bestimmen, wann liebe vorliegt.
**Nachteile**
Keine soziale Gestaltung von Liebe.
## Allliebemodell

Liebe ist etwas, auf das alle Menschen zugreifen können und das alle Menschen betreffen kann.
**Vorteile**
Liebe kann über Partnerschaften hinaus gedacht werden, Liebe kann überall und zwischen unterschiedlichen Wesen entstehen.
**Nachteile**
Was genau ist Liebe in diesem Konzept?
## Ritualmodell

Liebe entsteht, wenn rituelle Handlungen mit Bedeutung aufgeladen werden.
**Vorteile**
Liebesbeziehungen können über bestimmte Verhaltensweisen hergestellt werden.
**Nachteile**
Rituale können kaum hinterfragt werden, sie können einen Zwang ausüben.
## Eigentumsmodell

Liebe entsteht, wenn Partner*innen einander als Eigentum betrachten.
**Vorteile**
Sicherheit, Stabilität, Macht.
**Nachteile**
Verletzt die Würde von Menschen, kann Grundlage für Übergriffe darstellen.
## Blitzschlagmodell

Liebe entsteht durch einen »coup de foudre«, ein unerwartetes Ereignis, das Liebe begründet.
**Vorteile**
Ein spezifischer Moment hat magische Bedeutung für Partner*innen.
**Nachteile**
Wie entstehen Blitzschläge? Verhindert jede Sicherheit.
## Gewohnheitsmodell

Liebe bedeutet, dass Menschen gemeinsame Gewohnheiten haben.
**Vorteile**
Gewohnheiten erleichtern das Zusammenleben.
**Nachteile**
Was geschieht bei Veränderungen? Erklären Gewohnheiten wirklich die tiefen Gefühle?
## Leidenschaftsmodell

Liebe ist eine Leidenschaft, die besonders stark ist, wenn Hindernisse die eigentliche Erfüllung der Liebe verhindern.
**Vorteile**
Enttäuschungen werden verhindert, Hindernisse können künstlich aufrecht erhalten werden.
**Nachteile**
Ist es sinnvoll, sich an Hindernissen zu orientieren und daran zu leiden?
## Spielmodell

Liebe ist ein Spiel, das Menschen spielen und dessen Regeln sie gleichzeitig aushandeln.
**Vorteile**
Lockerer Umgang mit Normen, kann unterschiedliche Formen von Liebesverhältnissen erklären.
**Nachteile**
Spielen wirklich alle Menschen? Was passiert bei Regelverstössen, wenn Regeln nicht einmal klar festgelegt sind?
## Romantisches Modell

Liebe entsteht aufgrund einer Idealisierung von Intimität und Leidenschaft, ohne Verpflichtungen.
**Vorteile**
Intensives partnerschaftliches Erleben von Liebe kann erklärt werden.
**Nachteile**
Blindheit für Umgebung.