# FES-Studie: Mehr Menschen mit rechtsextremem Weltbild (Transkript)
Es ist eine Studie, die aufhorchen lässt und auch besorgt macht.
Die Friedrich-Ebert-Stiftung hat sich wie alle zwei Jahre in der Mitte der Bevölkerung umgehört und herausgefunden, rechtsextreme Einstellungen sind zuletzt deutlich mehr in die Mitte gerückt.
Jeder Zwölfte teilt mittlerweile ein klar rechtsextremes Weltbild.
Das Vertrauen in die Demokratie sinkt und immer mehr Menschen fordern einfache Antworten auf die komplexen Probleme unserer Welt, obwohl es die ja bekanntlich so eben nicht gibt.
Beate Küpper ist Sozialpsychologin an der Hochschule Niederrhein und Mitautorin der Studie.
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Schönen guten Morgen, Frau Küpper.
Guten Morgen.
Was ist für Sie die wichtigste Erkenntnis über die Mitte der Gesellschaft?
Also die tatsächlich erschreckend wichtige Erkenntnis ist, dass inzwischen 8,3 Prozent ein geschlossen rechtsextremes Weltbild teilen.
Das sind dreimal mehr als noch vor zwei Jahren und deutlich mehr als in all den Jahren zuvor.
Und wir haben zusätzlich weitere 20 Prozent, die so in einem Graubereich sind.
Das heißt, die in Distanz zur Demokratie gehen, die teils-teils antworten beispielsweise auf eine Frage, was Deutschland jetzt braucht.
Es ist eine einzige starke Partei, die die Volksgemeinschaft insgesamt verkörpert oder auch die teils-teils zustimmen.
Es gibt wertvolles und unwertes Leben.
Also wirklich hart rechtsextremen Aussagen zustimmt.
Gleichzeitig dürfen wir nicht vergessen, wir haben nach wie vor die große Mehrheit, die nicht zustimmt und die das auch sehr erschreckt und besorgniserregend findet.
Aber Sie haben von diesem Sprung gesprochen.
Zwei bis drei Prozent waren es noch in Ihrer letzten Studie mit wirklich extrem rechten Tendenzen.
Jetzt diese acht Prozent.
Haben Sie so einen Sprung schon mal erlebt?
Nein, das ist tatsächlich ungewöhnlich auch für Meinungsumfragen.
umfragen, denn Meinungen sind eher etwas, ich sage mal, eine etwas zähe Masse.
Von daher ist das schon ein ganz deutlicher Sprung.
Wir können es zeigen in all unseren sechs Dimensionen, in denen wir die rechtsextreme Einstellung messen, also beispielsweise in der Befürwortung der Diktatur, in der Verharmlosung des Nationalsozialismus, im Antisemitismus, in der Fremdfeindlichkeit und im Sozialdarwinismus.
Das heißt, das ist nicht einfach nur ein Ausreißer, sondern können wir tatsächlich in all diesen sechs Dimensionen, müssen wir das beobachten.
Und woran liegt das, diese Entwicklung?
Nun ja, zum einen haben wir im Moment, wir reden von den Poli-Krisen, von den vielen Krisen, die sich übereinander lagern, die die Menschen verunsichern.
Sie hatten es angesprochen.
Tatsächlich ist es so, dass gar nicht so viele Menschen sich persönlich derzeit von der Krise betroffen fühlen.
Das ist nur gut ein Drittel.
Aber deutlich mehr, mehr als die Hälfte sagen, Deutschland ist von der Krise betroffen.
Und da können wir schon sehen, wo ein bisschen auch ein Grund liegt, nämlich in so einer, ich sag mal, gar nicht unbedingt persönlich gefühlten Betroffenheit, sondern so einem diffusen Gefühl von Betroffenheit.
Und das kann man schlecht packen.
Und rund 40 Prozent fühlen sich dann dadurch verunsichert.
Und wer sich verunsichert fühlt, der neigt dann auch eher dazu, schließend zu sein.
will keine Öffnung der Gesellschaft, sondern ein Schließen der Gesellschaft und stimmt eher auch einem Misstrauen an Demokratie zu, bis hin eben zum Rechtsextremismus.
Das ist aber nur die eine, ich sag mal, Seite der Erklärung, die vielen Krisen.
Die andere Seite ist, wir dürfen nicht vergessen, der Rechtsextremismus greift ohnehin schlummernde Ressentiments, die wir da seit Jahrhunderten haben, auf den Antisemitismus beispielsweise, den Sexismus inzwischen auch wieder und wärmt ihn auf.
Und das konnten wir in den letzten Jahren sehen, wie wir auch rechtsextreme Akteure haben, die ganz gezielt versuchen, Hass und Hetze zu säen.
Aber das heißt, dass da nicht nur Leute sich jetzt trauen, was zu sagen, was sie sowieso schon empfinden, sondern dass sich da auch diese Empfindung wandelt.
Habe ich Sie da richtig verstanden?
Beides.
Wir haben Menschen, die vielleicht schon immer so gedacht haben, das jetzt aber selbstbewusst und offen sagen.
Das können wir beispielsweise auch daran sehen, dass sich jetzt weniger Menschen politisch genau in der Mitte verorten, als das zuvor getan haben.
Das sind jetzt nur noch 55 Prozent, das waren vorher immer über 60 Prozent und mehr Menschen als zuvor im rechten Spektrum verorten.
Also das heißt, hier haben wir tatsächlich ein offenes und klares Selbstbekenntnis, auch politisch rechts zu sein und das auch nicht mehr schlimm zu finden.
Und dann haben wir viele Menschen, die sich dann einfach auch daran gewöhnt haben an, wir haben eine neue Norm, was man jetzt nicht mehr nur denken, sondern auch sagen und auch handeln darf, wenn wir uns die hohen Straf- und Gewalttaten angucken, beispielsweise die hohen Zahlen der Hasskriminalität gegenüber Geflüchteten, aber auch gegenüber Menschen, die gleichgeschlechtlich liebend sind oder trans sind, aber auch die Gewalt gegen Frauen steigt im Moment.
Der Vorsitzende der Friedrich-Ebert-Stiftung, die diese Studie ja in Auftrag gegeben hat, Martin Schulz nennt die Ergebnisse nun erschreckend und fordert konsequentes Handeln.
Was ist da aus Ihrer, aus wissenschaftlicher Sicht erforderlich und wen sehen Sie vor allen Dingen in der Pflicht?
Ja, in aller erster Linie diejenigen, die solche Meinungen vertreten und die das vielleicht auch nicht mehr so richtig schlimm finden.
Wer als Bürgerin, als Bürger ernst genommen werden möchte in seiner politischen Meinung, muss dann, steht dann auch in Verantwortung für seine politischen Auffassungen.
Und wer eine Diktatur fordert, der muss wissen, was er da tut und sich klarmachen, in welcher welcher Gesellschaft er dann lebt und sich fragen, ob er das wirklich tun möchte.
Gleichzeitig ist auch Politik gefragt, hier ganz klar zu sein und nicht so sehr auf die Aufmerksamkeit auf die Personen zu legen, die sagen, ich bin, ich trage meine Sorgen laut und aggressiv auf die Straße, sondern deutlich mehr Aufmerksamkeit auf die Sorgen derjenigen und der vielen zu legen, die sich für die Demokratie engagieren und die auch durch den Rechtsextremismus angegriffen werden.
Also positiv engagieren, gute Beispiele, wenn ich sie richtig verstehe.
Beate Küpper war das Sozialpsychologin der Hochschule Niederrhein, Mitautorin der Mitte-Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung.
Ich danke Ihnen herzlich für das Gespräch.
Ich danke Ihnen.
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[FES-Studie: Mehr Menschen mit rechtsextremem Weltbild](https://www.inforadio.de/rubriken/interviews/2023/09/21/fes-mitte-studie-2023-kuepper-rechtsextremismus-demokratie.html), Inforadio 21.09.2023
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