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Bunt statt Blau

English Version below

Hintergrund

Die Kunstuni Linz veranstaltete am 31.01.2025 eine Kundgebung zu rechten Positionen in den Regierungsverhandlungen.

Die ÖH TNF unterstützte die Veranstaltung organisatorisch und durch folgenden Redebeitrag.

Rede der ÖH TNF

Mein Name ist Raffael Borris, ich bin Vorsitzender der ÖH TNF, der Technisch-Naturwissenschaftlichen Fakultätsvertretung der JKU.

Die ÖH TNF ist unfraktioniert und unabhängig. Das bedeutet, unsere Mitglieder gehören keiner universitären Partei an, wir haben keine politische Parteilinie. Als Studierendenvertretung gibt es aber trotzdem einige Grundwerte, die auch abseits politischer Parteiprogramme Konsens in einer Demokratie sein müssen.

Als ÖH TNF treten wir für soziale Chancengleichheit ein: Sie ist ein leitender Grundsatz der Universität und elementarer Teil unserer Arbeit. Soziale Chancengleichheit bedeutet für uns, dass sich alle Studierenden ihr Studium leisten können. Dass Studis nicht schlechter gestellt werden, weil sie weniger Geld zur Verfügung haben. Dass tagtäglich Anstrengungen unternommen werden, Barrieren für eine freie Entfaltung und Ausbildung abzubauen.
Schon jetzt gibt es viele Bereiche, in denen die Soziale Chancengleichheit eingeschränkt ist: Über 70% der Studierenden an der JKU sind berufstätig. Vielen wäre die Finanzierung ihres Studiums anders gar nicht möglich.[1] Es ist darum Aufgabe der Universität, die Vereinbarkeit von Beruf und Studium sicherzustellen. Es ist aber insbesondere Aufgabe der Regierung, die gesetzlichen Bedingungen dafür zu schaffen. Instrumente wie eine Bildungskarenz oder Bildungsteilzeit können zum Beispiel dabei helfen, die letzten noch fehlenden Prüfungen des Studiums konzentriert nachzuholen, die sonst auf der Strecke bleiben.[2]

Eine gute und gerechte Regierung muss sich für einen offenen Hochschulzugang einsetzen. Sie muss allen ein Studium ermöglichen und arbeitende Studierende beim Abschluss ihres Studiums unterstützen.

Als ÖH TNF treten wir für Inklusion und Toleranz ein und verstehen uns als Vertretung aller unserer Studierenden. Für uns als technische Studienvertretung ist klar, dass wir uns besonders für Frauenförderung und die Unterstützung queerer Initiativen einsetzen müssen. Wir stehen für eine diverse Studierendenschaft und für ein offenes Miteinander. Wir setzen uns dafür ein, dass sich alle an unserer Universität wohlfühlen, und dafür, dass eine Atmosphäre herrscht, in der sie sich frei entfalten können. Gleiches fordern wir auch von staatlicher Seite.[3]

Eine gute und gerechte Regierung muss Inklusion und Toleranz leben und unterstützen. Sie muss Minderheiten eine Stimme geben und Diskriminierung jeglicher Art entschieden entgegentreten.

Als ÖH TNF treten wir dafür ein, dass Wissenschaft und Bildung mit einer hohen Wertschätzung begegnet wird. Wir stehen für Wissenschaftlichkeit und evidenzbasierte Entscheidungen, gegen Verschwörungserzählungen und kurzsichtige Zukunftspläne. Wir sprechen uns für ein klares Commitment zu Nachhaltigkeit und Klimaschutz aus, und für unabhängige Lehre und Forschung. Wir fordern einen freien Zugang zu Informationen und eine starke, kritische Medienlandschaft.
Wir fordern eine fundierte Ausbildung unserer Studierenden und Schüler*innen, sei es durch eine zukunftsgerechte digitale Grundbildung oder eine durchdachte Lehrer*innenbildung.
Nur durch Bildung können wir unsere Rechtsstaatlichkeit und Demokratie behalten und stärken.

Eine gute und gerechte Regierung muss Bildung und wissenschaftliche Erkenntnisse wertschätzen. Sie muss Universitäten und Hochschulen fördern, und sie muss evidenzbasierte Entscheidungen treffen.

Als ÖH haben wir die gesetzliche Pflicht, uns für die Rechte unserer Studierenden einzusetzen.[4]

  • Wir müssen laut werden, wenn eine Regierung eine massive Schlechterstellung der Studierenden in Kauf nimmt!
  • Wir müssen laut werden, wenn eine Regierung Studierende und Lehrende in unsichere Zukunftsperspektiven drängt!
  • Wir müssen laut werden, wenn eine Regierung unsere Werte mit Füßen tritt!

Und darum sind wir heute hier, und darum sind wir heute laut!

Abschließende Worte

Wie auch im Redebericht dargelegt, sehen wir es als unabdingbar an, dass wir als Studienvertretung auf allen Ebenen für die Rechte unserer Studierenden eintreten.

Wir freuen uns über die positive Ressonanz und die vielen Studierenden, die unsere Kundgebung besucht haben!
Wenn du Fragen zu uns und unseren Postionen hast, kannst du dich gerne unter tnf@oeh.jku.at melden!


English Version

Background

On 31.01.2025, the University of Arts Linz hosted a rally against far-right positions in government.

ÖH TNF supported the event organisation and contributed the following speech:

Speech

My name is Raffael Borris. I am the head of ÖH TNF, the faculty-wide representation of Engineering and Natural Sciences at JKU.

ÖH TNF is nonpartisan and independent. This means that no ÖH TNF member belongs to a university party, we do not have a party line. However, as a student representation, there are still some basic values that must be a consensus in a democracy, even beyond political party programmes.

As ÖH TNF, we are in favour of equal social opportunities: This is a guiding principle of universities and a fundamental part of our work. For us, equal social opportunities means that all students should be able to afford their studies. That no student is disadvantaged because they have less money at their disposal. That efforts are made every day to remove barriers to free development and education.
There are already many areas in which equal social opportunities are limited: over 70% of students at the JKU work a job on the side, many would not be able to finance their studies otherwise.[5] It is therefore the university's responsibility to ensure the compatibility of work and study. However, it is especially the government's responsibility to create the legal framework to allow for this. Instruments such as Educational Leave and Educational Part-time Employment can, for example, help students to focus on the last remaining examinations of their degree programme that would otherwise fall by the wayside.[6]

A good and just government must be in favour of open access to higher education. It must enable everyone to study and must support working students in completing their studies.

As ÖH TNF, we stand up for inclusion and tolerance. We see ourselves as representatives of all students. As a student representative body in the field of engineering, it is clear to us that we must be particularly committed to the advancement of women and the support of queer initiatives. We are in favour of a diverse student body and open dialogue. We are committed to ensuring that everyone feels comfortable at our university and that there is an atmosphere in which they can develop freely. We also demand the same from the state.[7]

A good and just government must practise and support inclusion and tolerance. It must give minorities a voice and must decisively oppose discrimination in all of its forms.

As ÖH TNF, we want science and education to be regarded highly. We stand for scientific rigour and evidence-based decisions, against conspiracy theories and short-sighted plans for the future. We are in favour of a clear commitment to sustainability and climate protection, as well as independent teaching and research. We demand free access to information and a strong, critical media landscape.
We demand a sound education for our students and pupils, be it through future-oriented programs on digital skills or a well thought-out teacher training programme.
Only through education can we maintain and strengthen our rule of law and democracy.

A good and just government must value education and scientific knowledge. It must support universities and colleges and make evidence-based decisions.

As the ÖH, we have a legal duty to stand up for the rights of our students.[8]

  • We must be loud when a government worsens conditions for its students!
  • We must be loud when a government causes students to fear for their future!
  • We must be loud when a government tramples on our values!

And that is why we are here today, and that is why we are loud!

Conclusion

As laid out in our speech, we consider it essential that your student representatives stand up for your rights in all areas.

Thank you for your positive feedback and to all students that joined our protest!
If you have any questions about us and our positions, don't hesitate to contact us via tnf@oeh.jku.at.

Notes


  1. Vergleiche den Diversitätsbericht der JKU von 2022 (S. 104ff) - insgesamt ist laut ÖH JKU Umfrage von 2023 einem guten Drittel aller Studis das Studium ohne Arbeit nicht möglich. ↩︎

  2. Die Abschaffung der Bildungskarenz ist geplant. Die Bildungskarenz ist nicht unumstritten, aktuell ist sie sicher reformbedürftig. Abschaffen ist für unsere Studis aber klar negativ. ↩︎

  3. Zahlreiche Positionen der beiden voraussichtlichen Regierungsparteien bedeuten einen klaren Abbau von Diversitäts- und Inkusionsoffensiven. ↩︎

  4. Kernaufgabe der ÖH ist die Vertretung allgemeiner und studienbezogener Interessen ihrer Mitglieder, dazu gehören im Besonderen auch staatliche Gesetzesvorhaben. Siehe § 4 HSG. ↩︎

  5. Refer to JKU's Diversity Report of 2022 (p 104ff) - according to ÖH JKU's survey of 2023, about a third of students could not sustain a study without their job. ↩︎

  6. The government plans the abolishing of Educational Leave. While the program is not without its flaws, ending it will have clear negative effects for students. ↩︎

  7. Multiple positions of both prospective coalition partners will result in a clear decrease of diversity and inclusion programs. ↩︎

  8. Core Job of ÖH is the representation of its members' general and study-related interests, especially when it comes to governmental legal plans. See § 4 HSG. ↩︎