von Philip Stade im Austausch mit Kolleg_innen und Eltern entstanden. Gerne ergänzen und/oder kommentieren!
Zur Zeit stellt sich nicht nur mir eine zentrale Frage: Wie lässt sich unsere Schule in den nächsten Monaten (neu) strukturieren? Der Normalfall "Präsenzunterricht" wurde in Zeiten von Corona abgelöst durch "digitalen Fernunterricht". Nun steuern wir auf ein "Hybrid" zu, das sich möglicherweise noch das ganze nächste Schuljahr über verändern wird. Das Kultusministerium Baden-Württemberg schreibt dazu:
"Der Präsenzunterricht wechselt sich mit Fernlernangeboten ab, um Fragen zu klären, das Erlernte abzugleichen und Inhalte zu vertiefen."
Die einzelnen Fachlehrer_innen müssen also mit wechselnden Schüler_innen, anderen Fächergewichtungen und - sobald ein Covid19-Fall auftritt - natürlich stets mit weiteren Schulschließungen rechnen.
Es gibt eine Vielzahl von Varianten, die mir einfallen. Vermutlich vergesse ich noch viele:
Digitaler Fernunterricht mit Präsenz-Sprechstunden
Digitaler Fernunterricht mit eingeplanten Präsenzphasen
Flipped Classroom / Vorbereitende Aufgaben werden im digitalen Fernunterricht erarbeitet / in den Präsenzphasen im Klassenzimmer werden ausschließlich Fragen beantwortet und vertieft
Video-Aufzeichnung des Präsenzunterrichts, den sich die nicht anwesenden SuS anschauen und nacharbeiten
Livestream des Präsenzunterrichts aus dem Klassenzimmer heraus / einige SuS sind im Klassenraum anwesend, die anderen streamen/arbeiten synchron zu Hause mit
Unterricht als Videokonferenz aus dem Klassenzimmer heraus / einige SuS sind im Klassenraum anwesend, die anderen nehmen von zu Hause aus synchron teil
Peer-Unterricht: SuS-Tandems/-Kleingruppen lernen zusammen und wiederholen/vertiefen gemeinsam Präsenzunterricht
Präsenzunterricht / zu Hause wird geübt und vertieft
Scrum, kombiniert aus Präsenzphasen in Gruppen und Teamarbeit zu selbstgewählten Zeiten außerhalb (Erläuterung hier)
…
Welche SuS sind wann anwesend? Entscheidet Technik, familiäre Situation, Leistung, Alphabet? Sollten leistungsschwache SuS beim Präsenzunterricht Vorrang haben?
Kernfächer haben beim Präsenzunterricht Vorrang, heißt es zumindest für Baden-Württemberg. Was passiert mit den Nebenfächern? Lässt sich fächerübergreifender und klassenübergreifender Unterricht planen? Findet dieser ausschließlich als digitaler Fernunterricht statt?
Wie lässt sich die Arbeitsbelastung minimieren? Wie schafft es ein Kollegium besser zusammen zu arbeiten? (Klassenübergreifende Zusammenarbeit der Fach-Lehrerinnen und -lehrer zur Arbeitsentlastung (gut mit Flipped Classroom realisierbar))
Wie wird der Stundenplan gestaltet?
Philippe Wampflers Artikel und Video: https://schulesocialmedia.com/2020/05/16/praesenz-und-fernunterricht-kombinieren/
Google Doc mit diversen Ideen: https://docs.google.com/document/d/1XcIOGnKR_5_o-59MVPoD_lv3o70O-0YOz6AtWFM3bns/edit
Möglicher Wochenplan "Hybridunterricht" von Kristina Wahl (keine freie Lizenz): https://diefraumitdemdromedar.de/hybriddidaktik
Holger Müller-Hillebrand, CC BY-SA, https://www.fehlbildung.blog
Impulse für das Lernen auf Distanz
von Axel Krommer, Philippe Wampfler und Wanda Klee
Am letzten Dienstag habe ich mich mit 4 Kolleg_innen über ein paar Ideen ausgetauscht, wie Hybridunterricht vor den Sommerferien aber insbesondere auch langfristiger nach den Sommerferien denkbar wäre. Auch mit einem engagierten Elternteil habe ich über technische Optionen telefonisch gesprochen. Hier eine Zusammenfassung:
Ein denkbares Modell für den Hybridunterricht ist, dass aus dem Klassenzimmer heraus eine Video-Konferenz heraus durchgeführt wird. An dieser kann die Hälfte der Klasse im Klassenzimmer teilnehmen und die andere Hälfte von zu Hause aus. Die Vorteile dieses Modells liegen darin, dass der Stundenplan so bestehen bleiben könnte wie zur Zeit vor Corona. Inhaltlich könnte ähnlich weitergearbeitet werden wie bislang. Technisch gibt es allerdings ein paar Herausforderungen zu bewältigen, die neben der Technik (Kameras, Mikrofone, Laptops) auch die KuK betreffen. Das erwähnte Elternteil hält diese Variante aus Sicht der Eltern für sinnvoll, weil die Kinder zu Hause dann auch ein klares Programm zu bewältigen haben und eine Form der Kontrolle durch die Lehrperson gewährleistet werden könnte, weil die SuS zu Hause enger geführt würden. Insbesondere die Motivation v.a. bei Älteren fehle, wenn der Fernunterricht wie bislang einfach fortgeführt würde.
SAMR-Modell von Lefflerd / CC BY-SA
Im Gespräch mit den KuK habe ich ein anderes Modell besprochen, das ich auf der Basis von Philippe Wampflers Ideen entwickelt habe. Hier hatte ich es bei Twitter gepostet.
Flipped Classroom zeitversetzt - eigener Entwurf
Dieses beruht auf dem Modell des Flipped Classroom, das vereinfacht gesagt Instruktion und Fragen/Vertiefung umkehrt: Zuhause erhalten die SuS eine Online-Instruktion (per Video, per Arbeitsauftrag oder sonst wie), an die eine Arbeitsphase anschließt. Mit SuS-Tandems oder 3er-Teams wird bereits zuhause ein Austausch unter den SuS eingeleitet – im Idealfall besteht die Arbeitsphase schon aus richtiger Team-Arbeit, in der positive Interdependenzen bestehen und unterschiedliche Niveaus und Stärken Beachtung finden. Fraglich bleibt jedoch, wie das Dialogische in solchen Arbeitsphasen im Fokus stehen kann, was zum Beispiel bei Fächern wie Ethik oder Religion essentiell wäre. In dem Modell schließen an diese Phase dann die zwei zeitversetzten Präsenzphasen an, bei der die Hälften der Klasse / des Kurses jeweils in der Schule zusammen kommen. Dort findet dann der Austausch über aufgetauchte Fragen statt. Außerdem können die Inhalte vertieft werden. Inwiefern die beiden Präsenzphasen aufeinander aufbauen, müsste abgewogen werden, weil dies wieder eine Mehrbelastung für die KuK bedeuten würde. Insgesamt hielten wir eine solche Variante für sehr plausibel. In vielen Fällen wird bereits jetzt ähnlich gearbeitet (Online-Instruktion und Fragen besprechen in Video-Konferenzen oder per schul.cloud). Mögliche Schulschließungen ließen sich damit relativ leicht auffangen und didaktisch halten wir so etwas für sinnvoller als der Versuch, bisherigen Unterricht einfach auf einen Hybridunterricht zu kopieren. Wie damit ein Stundenplan aussehen könnte, müsste zu einem späteren Zeitpunkt einmal genau durchgedacht werden.
Weil die Nebenfächer in derzeitigen Überlegungen deutlich zu kurz kommen, habe ich die Idee eines übergeordneten Projektes eingebracht zu Themen wie "Rassismus/Schule mit Courage" oder "Glück". In der Diskussion wurde aber schnell klar, dass so etwas von der Atmosphäre vor Ort leben würde, und viel Vorbereitung und passende Zusammenarbeit notwendig wären. Möglicherweise ist sowas in den Sommerferien planbar.
Gleichzeitig sind diese Projekte, zum Beispiel im Bereich Gesellschaftswissenschaften, vor allem dann gut digital möglich, wenn außerschulische Bildungspartner (z.B. Archive, Bibliotheken)einen Teil ihres Angebots ins Netz verlagern. In meinen Augen ist Bildung (auch in der Zeit des Distanzlernens) eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.
(Ich habe mit Eltern über die Möglichkeit gesprochen, dass auch sie sich mit Bildungsangeboten in den digitalen Space einbringen möchten.)