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# Indirekte Reden (oratio obliqua)
*Zu den Notationen:*
1. HS = Hauptsatz / übergeordneter Satz
2. NS = Nebensatz
3. Refl. = Reflexivität
4. IR = indirekte Rede, DR = direkte Rede
5. dep. = Deponens
6. K(onj.) = Konjunktiv
7. (...) = $\begin{cases}
\text{Ende einer Zeile:}\quad&\text{Quelle}
\\
\text{mitten in einem Satz:}\quad&\text{von den Leser*innen zu ergänzende elliptische Auslassungen}
\\
\text{Anfang einer Zeile:}\quad&\text{zu erwartende o./u. zu erläuternde grammatikalische Phänomenen}
\end{cases}$
6. lange Silbe nur zum Teil markiert
7. Satzanfang klein geschrieben
8. <span style="color:orange">Achtung / wenn Zeit erlaubt</span>
9. <span style="color:red">Unregelmäßigkeiten, <s>nicht gegeben</s></span>, \* nichtgegeben
10. evtl. nicht sehr zum Kernthema relevant*
# Satzarten
## Aussagen
1. (**dixerunt**) in universitate multum / nimium hominum *adesse*.
2. **nuntiatum est** omnibus domī manendum (*esse*).
3. hic **dicitur** tamen illūc *venisse*.
## Fragen
### disjunktive Fragen (oder)
1. $\begin{equation}
\left.\begin{aligned}
&
\textbf{(utrum)}\text{ in senatu }\textbf{an}\text{ domi }\textit{sit}
\\
&
\text{in senatu domī}\textbf{ne}\textit{ sit}
\\
&
\textit{sit}\textbf{ne}\text{ in senatu }\textbf{an}\text{ domi}
\end{aligned}\right\}
\end{equation}$ (eus) nescio.
### J/N Fragen
1. a me quaesiverunt (ea) $\begin{cases}
\textit{esset}\textbf{ne}\text{ domi}
\\
\text{domī}\textbf{ne}\textit{ esset}
\\
\text{domi }\textit{esset}\textbf{ necne}
\\
\textbf{num }\text{domi }\textit{esset}
\end{cases}$.
### W-Fragen
1. ignoro **quis** domi (esse) *velit*.
2. <span style="color:green">(quaerit e.g.)</span> **quid** *voluerit*? <span style="color:green">(quaerebat e.g.)</span> quid *voluisset*?
### rhetorische Fragen, da so gut wie Aussagen
1. **quis** librum studium latinum non *habere*?
2. **quem** hunc librum non *habere* putas?
## Befehle*
oft passiv; manchmal streng genommen keine IR.
1. iussit eum / hunc se *sequi*.
2. <span style="color:red">petit</span> ut ad Caesarem *mitterētur*. (Cicero)
## <span style="color:green">Beobachtungen</span>
1. **HS von indirekten Aussagen immer aci**
2. **Indirekte Fragen immer Konj außer bei** *manchen* **rhetorischen Fragen**
3. **NS von indirekten Aussagen sowie die meisten indirekten Befehle (<span style="color:orange">außer nach iubēre / vetare / sinere</span>) im Konj.**
# Auffrischung Formlehre (Infinitiv)
Bspl.: **emō, emere, ēmī, emptum** (3)
<table>
<tr>
<th>Diath. \ Temp. </th>
<th>Perfekt</th>
<th>Präsens</th>
<th>Futur</th>
</tr>
<tr>
<th>Aktiv</th>
<td>ēmisse</td>
<td>emere</td>
<td>emptūrus esse</td>
</tr>
<tr>
<th>Passiv</th>
<td>emptus esse</td>
<td><span style="font-weight:bold">e</span>mī</td>
<td>empt<span style="font-weight:bold">um</span> īrī</td>
</tr>
</table>
vgl. Partizipien:
<table>
<tr>
<th>Diath. \ Temp. </th>
<th>Perfekt</th>
<th>Präsens</th>
<th>Futur</th>
</tr>
<tr>
<th>Aktiv</th>
<td>N/A</td>
<td>emens</td>
<td>emptūrus</td>
</tr>
<tr>
<th>Passiv</th>
<td>emptus</td>
<td>N/A</td>
<td>(emendus)</td>
</tr>
</table>
vgl. (Semi-)deponentia: **proficīscor (3); gaudeō, gaudēre, gāvīsus esse (2)**
<table>
<tr>
<th>Diath. \ Temp. </th>
<th>Perfekt</th>
<th>Präsens</th>
<th>Futur</th>
</tr>
<tr>
<th>Inf. aktiv</th>
<td>profectus esse
<br>
gāvīsus esse</td>
<td>proficīscī
<br/>
gaudēre
</td>
<td><span style="color:orange">profectūrus esse</span>
<br/>
gāvīsūrus esse
</td>
</tr>
<tr>
<th>Inf. passiv</th>
<td>N/A
<br>
<s style="color:red">gāvīsus esse</s></td>
</td>
<td>N/A
<br/>
<s style="color:red">gaudērī</s>
</td>
<td>N/A
<br>
<s style="color:red">gāvīsum īrī</s>
</td>
</tr>
<tr>
<th>Part. aktiv</th>
<td>
<span style="color:green">profectus</span>
<br>
<span style="color:green">gāvīsus</span>
</td>
<td>
<span style="color:orange">proficīscens</span>
<br>
<span>gaudēns</span>
</td>
<td>
<span style="color:orange">profectūrus</span>
<br>
<span>gāvīsūrus</span>
</td>
</tr>
<tr>
<th>Part. passiv</th>
<td>N/A<br>N/A</td>
<td>N/A<br>N/A</td>
<td>
(proficīscendus)
<br>
<s>(gaudendus)</s>
</td>
</tr>
</table>
## Futur passiv sinnvoll interpretieren*
1. Ich gehe $\underbrace{\text{
Bücher kaufen}}_{
\text{final }
\overset{\text{alternativ}}
\implies
\text{zum Kaufen der Bücher}
}$: eō $\underbrace{\text{
emptum librōs
}}_{
\text{Supin = ad libros emendos}
}$.
2. Es steht fest, die Bücher werden gekauft werden: librōs constat $\underbrace{\text{emptum}}_{\text{nicht emptōs!!}}$ īrī.
3. *constat $\underbrace{\textit{
librōs
}}_\text{acc.}$ $\underbrace{\textit{
emptum īrī
}}_\text{inf.}$: \*es steht fest, dass $\underbrace{
\textit{(zum) Bücher kaufen}}_{\text{Supin}}$ $\underbrace{\textit{
gegangen werden
}}_\text{iri}$.*
# Zeitenfolge
## Fachbegriffe
1. <span style="color:green">**Primäre Kontexte**</span> sind (meist vom HS bedingte) zeitliche Zusammenhänge, die durch ein Prädikat im **Präsens oder Imperfekt** bestimmt werden.
2. <span style="color:green">**Historische Kontexte**</span> sind zeitliche Zusammenhänge, die durch ein Prädikat im **Perfekt oder PQPerfekt** bestimmt werden.
## Konjunktiv im NS
Siehe Vortrag von Frau Becker.
### Nachzeitigkeit durch periphrastische Tempora
Mehr zum Thema <span style="color:orange">'periphrasitsche Tempora'</span> siehe unten (wenn Zeit erlaubt).
<table>
<tr>
<th>Diath. \ Kontext</th>
<th>primär</th>
<th>historisch</th>
</tr>
<tr>
<th>aktiv</th>
<td>empturus sit</td>
<td>empturus esset</td>
</tr>
<tr>
<th style="color:orange">
passiv / dep.*</br>situationsbedingt</th>
<td>ematur</td>
<td>emeretur</td>
</tr>
</table>
#### wenn aber in der <span style="color:green">direkten Rede</span> ein <span style="color:green">Futur II</span> steht ...
<table>
<tr>
<th>Diath. \ Kontext</th>
<th>primär</th>
<th>historisch</br>(kaum attestiert worden)</th>
</tr>
<tr>
<th style="color:red">
aktiv
</th>
<td>(ēmerit)</td>
<td>(ēmisset)</td>
</tr>
<tr>
<th style="color:orange">
passiv / dep.*<br>(selten;
</br>ein Bspl. in Ü)</th>
<td>emptus futurus sit</td>
<td>*emptus <span style="color:green">foret (=futurus esset)</span></td>
</tr>
</table>
Situationsbedingt, analog zu oben bei *amatur, amaretur*, könne man, <span style="color:orange">laut einigen Literaturen</span>, den perfektiven Aspekt der Nachzeitigkeit durch **perfekt Konj** ausdrücken, um zu betonen, die Handlung wird bis dahin vollzogen sein.
## Infinitiv im aci
<table>
<tr>
<th>Tempora</th>
<td>Perfekt</td>
<td>Präsens</td>
<td>Futur</td>
</tr>
<tr>
<th>Zeitenfolgen</th>
<td>Vorzeitigkeit</td>
<td>Gleichzeitigkeit</td>
<td>Nachzeitigkeit</td>
</tr>
</table>
#### wenn aber in der <span style="color:green">direkten Rede</span> ein <span style="color:green">Futur II</span> steht ...
<table>
<tr>
<th>Diath.</th>
<th>Inf.</th>
</tr>
<tr>
<th style="color:red">
aktiv
</th>
<td>N/A</td>
</tr>
<tr>
<th style="color:orange">
passiv / dep.*<br>(selten)</th>
<td>emptus <span style="color:green">fore (=futurus esse)</span></td>
</tr>
</table>
### Nachzeitigkeit durch periphrastische Tempora
Manchmal benutzt man statt die Futurformen des Infinitivs, **<span style="color:green">fore $\underbrace{\text{ut}}_{\text{konsekutiv}\implies\text{ut non}}$ + Konj</span> (beide Diathesen; beide Aspekte)**:
1. **futurum esse**, nisi provisum esset, **ut** Roma *caperetur*. (Cicero)
1. responderunt Chaldaeī **fore ut** (Nero) *imperāret* matremque *occīderet*. (Tacitus)
*(Was nach **fore ut** kommt, ist genau das, was in einem Konj NS situationsbedingt stehen würde)*
## Ein Vergleich in Zeitenfolgen zw. Konj und aci / nci
1. falls man sich bei den Sonderregeln für DR im **Futur II** wundert, sei man daran erinnert, DR im <span style="color:green">**(PQ)Perfekt**</span> sind direkt nach den Regeln der Zeitfolgen samt Imperfekt als <span style="color:green">**Vorzeitigkeit**</span> zu betrachten;
1. alle **Futurformen** sind von Natur aus bereits sehr umschreibend und entweder an <span style="color:green">-tūrus</span> oder an <span style="color:green">īrī</span> leicht zu erkennen;
1. zu den (übrig gebliebenen) **Vor- und Gleichzeitigkeiten** gibt es unten eine etwa andere Sichtweise, die für manche Menschen leichter zu merken ist;
1. anders als bei den Konjunktivformen spielt der **zeitliche Kontext bei aci / nci keine Rolle**;
2. dennoch ist ein **historischer Kontext** leicht an den im NS stehenden **Konj. Formen** zu erkennen, denn diese sehen fast so aus wie die jeweiligen **Inf. Formen**.
### Eine andere Sichtweise durch den Aspekt*: perfectum & infectum
Nimmt man ein beliebiges, normales (d.h. kein Deponens) Verb wie z.B. **emere**, so bezeichnet man
1. jedes Tempus (z.B. **Präsens, Imperfekt, Futur I**), für das die Aktivformen des Verbs aus dem Präsensstamm **emo, emere** gebildet werden müssen, **infectum**, sowie
2. jedes Tempus (z.B. **Perfekt, PQPerfekt, Futur II**), für das die Aktivformen des Verbs aus dem Perfektstamm **<span style="color:green">ē</span>mi, <span style="color:green">ē</span>misse** gebildet werden müssen, **perfectum**.
So kann man sagen, **egal ob aci / nci oder Konjunktiv**, solange es um ein **aktiv**es Verb handelt:
1. ist ein <span style="color:green">Präsensstamm</span> zu erkennen, so drückt das Verb (inf. bei aci / nci bzw. Prädikat im NS) die <span style="color:green">Gleichzeitigkeit</span> aus;
2. ist ein <span style="color:blue">Perfektstamm</span> zu erkennen, so drückt das Verb (inf. bei aci / nci bzw. Prädikat im NS) die <span style="color:blue">Vorzeitigkeit</span> aus.
Die Regel lässt sich einfach auf **passive (o. dep.)** Konstruktionen erweitern, wenn man <span style="color:blue">PPP zum perfectum</span> zählt und dabei sich nicht vom <span style="color:green">*esse*</span> verwirren lässt, das in den meisten Fällen einen <span style="color:green">*Präsensstamm*</span> hat (<span style="color:orange">außer bei doppelter Vergangenheit und Irrealis</span>).
#### Beispiele auf Deutsch zur Erläuterung des linguistischen Aspekts
##### infectum
1. (repetitiv) Er pflegt(e) morgens zu joggen.
2. (progressiv) Sie ist / war am Joggen.
3. (repetitiv) Immer wieder kam er als Letzter an.
##### perfectum
1. Er kam rein / ist reingekommen, als alle am Essen waren.
2. Sie trank den letzten Schluck Wasser aus, während alle auf sie warteten.
## repraesentatio temporum
0. (eig. keine RT) präsentisches Perfekt; Futur als Präsens bei Befehlen / Wünschen
1. um eine Erzählung lebhafter zu gestalten
2. je nach Autoren unterschiedlich verwendet
# Noch zu merken, vor den Beispielen:
## Verneinung
### beim Prädikat
1. **negō** statt <span style="color:red">dicō … non</span>
2. **vetō** statt <span style="color:red">iubeō … nōn</span>
3. **nōn putō** statt <span style="color:red">putō … nōn</span> (vgl. En)
### bei den Pronomina
In den meisten Fälle benutzt man
1. **<span style="color:green">nē umquam</span> <- <span style="color:orange">numquam</span>**
2. **<span style="color:green">nē quis</span> <- <span style="color:orange">nēmō</span>**
### bei denn Konjunktionen
1. (zwei neg. Befehle mit <span style="color:green">neu / nēve</span>): Pausaniās ōrāre coepit **nē** ēnūntiāret **neu** sē prōderet (Nepos)
2. (pos. Befehl hinter neg. Befehl <span style="color:green">et / que / atque</span>): **nē** inimīcissimum suum sēcum habēret sibī**que** dēderet (Nepos)
## Reflexivität: sē vs ipse / is (ipsum / eum)
Eine **indirekte Reflexivität** bezieht sich aufs Subjekt des HS / Übergeordneten Satzes.
Dass **sē** für eine **direkte Refl.** steht, ist jedoch nicht immer gleich auszuschließen.
Wenn beide Subjekte als Bezugspronomina in einem NS wieder auftauchen, so steht i.d.R. **<span style="color:green">ipse</span> <span style="color:orange">(is)</span>** für eine **<span style="color:green">indirekte Refl.</span>**.
1. Gallī petīvērunt, ut Caesar **sē** adiuvāret.
2. Caesar prōmìsit hanc rem **sibī** curae futūram esse.
3. quid $\underbrace{\textbf{sibī}}_{\text{D.Refl.}\implies\text{Caesarī}}$ vellet? cūr in $\underbrace{\textbf{suās}}_{\text{I.Refl.}\implies\text{Ariovistī}}$ possessiōnēs venīret? (Caesar B.G. 1.44.8)
4. iūdicārī potest quantum habeat in $\underbrace{\textbf{sē}}_\text{D}$ bonī cōnstantia. (B.G. 1.40)
5. cūr dē $\underbrace{\textbf{suā}}_{\text D\implies\text{eōrum}}$ virtūte aut dē $\underbrace{\textbf{ipsīus}}_{\text I\implies\text{eius}}$ dīligentiā dēspērārent (interrogāvit)? (B.G. 1.40)
6. (<span style="color:red">ipse als D.Refl.</span>) omnia aut <span style="color:red;font-weight:bold">ipsōs</span> aut hostēs populātōs <span style="color:#eee">(dixerunt)</span>. (Q.C. 3.5.6)
### weitere Beispiele / Besonderheiten der Reflexivität (nicht unbedingt Teil einer Rede)
1. studeo $\underbrace{\text{sānāre }\overbrace{\textbf{sibi}}^{
\implies\text{ipsī}
}\textbf{ ipsōs}}_{\text{=ipsos sanare ut sānī sibi sint}}$. (Cat 2.17)
3. (<span style="color:green">topic</span>) Sōcratem cīvēs $\underbrace{\textbf{suī}}_\text{Socratis}$ interfēcērunt
## (Wirkungen von) Unpersönlichkeit und Passivität
Vgl. unten **elliptische Auslassungen**.
*Motivation des Abschnitts aus folgenden Beobachtungen:*
1. bei einem aci / nci kann aus vielen Gründen **der Akkusativ fehlen**;
2. ist das Kopfverb, von dem ein aci abhängt und das kein Deponens ist, in passiver Form, wie etwa bei **videtur, dicitur**, so wird daraus ein nci.
in beiden Fällen spielen unpersönlicher Ausdruck und passive Konstruktion eine Rolle, sogar in vielen Hinsichten.
### aci ohne das a
1. sperari tamen eum vivere <span style="color:green">posse (*=<s>\*potfuturus esse</s>*)</span>. (Servius)
2. [...] mihi manendum satuebam [...]
3. fore ut = (id, Akk) foret = id futurum esse ut
4. itur in silvam (Vergil) $\overset{?}\implies$ Virgilius scripsit in silvam iri
### aci oder nci
1. Corinthī **dīcitur** lūdum aperuisse (Cicero)
2. ventūrus esse **dīcitur**. (Cicero)
3. nāvigātūrus **vidētur**. (Cicero)
4. Nōlānī mūrōs adīre **vetitī sunt** (Livius)
5. $\underbrace{\textbf{nūntiātum}}_{\text{so gut wie Adj}\implies\text{unpersönlich}
}$ est nōbīs Caesarem Beneventī mānsūrum (esse) (Cicero)
a.(vgl.) **humanum est** nos (discipulōs) errare
## Elliptische Auslassungen
### esse (sum, es, est, sumus, estis, sunt)
### dicere etc. (bei allen Formen)
### ut bei indirekten Befehlen
### weitere Ellipsen, v.a. beim Subjekt des NS
1. dixit esse vera.
### ein langes Beispiel mit fast allem drin
1. **hīs Prūsias negāre ausus nōn est:**
2. **illud recūsāvit, nē id ā sē fierī postulārent, quod adversus iūs hospitiī esset:**
3. **ipsī sī possent comprehenderent;**
4. **locum ubi esset facile inventūrōs.** (Nepos)
<span style="color:#eee">Ihnen zu widersprechen wagte Prusias nicht; das aber lehnte er ab, dass von ihm verlangt wurde, dass etwas getan werde, was gegen das Gastrecht sei: Sie sollten ihn selbst ergreifen, wenn sie könnten. Sie würden leicht den Platz finden, wo jener sei.</span>
## Nebensätze
Um den Unterschied der zwei Hauptszenarien zu erkennen, gucken wir uns zunächst zwei Beispielsätze auf Deutsch an:
1. **Er sagt, er habe das Buch mitgenommen, weil er dieses gekauft habe.** dicit (se) librum abstulisse quod hunc sibi emeret.
2. **Der Dieb nahm mein Buch mit, das er gekauft habe / hätte.** latro a me librum abstulit quem sibi emeret.
### NS, der zu einem HS gehört, welcher wiederum Teil einer IR ist
Beachten Sie hierbei, ein rel. Satzanschluss ist kein NS im syntaktischen Sinne, und wird als aci wiedergegeben.
### NS, der per se eine (implizite) IR ist
Es hilft vielleicht, oratio obliqua als einen gewissen Nebensinn mitzuzählen und mit in Betracht zu ziehen.
**Es sei erwähnt, unter NS versteht man hier natürlich allerlei NS, nicht. zuletzt wie diejenigen eingeleitet von** *cum, sī*, **wie wir bei einigen Übungssätzen sehen werden.**
<span style="color:red">dum</span> behält auch in IR den Indikativ.
# Eine mögliche Vorgehensweise bei der Übersetzung
1. erkennen, ob es eine IR gibt und wo diese ist, ggf. den Satz vervollständigen;
2. sich klar machen, um welche Satzart es geht (v.a. wegen rhetorischer Fragen)
3. Prädikate des HS und des NS finden und Zeitenfolgen bestimmen
## Nun zu den Übungssätzen (in einer getrennten Datei)
## Übersetzungstechnik ins Deutsche
Bspl.: **Cicero scripsit Antonium in senatu scriptum recitavisse quod fieri vellet**
Beiseite gelassen, *quod fieri vellet* mag auch einen kausalen Nebensinn haben, hat man folgende Übersetzungsmöglichkeiten (u.v.m):
1. Cicero <span style="color:blue">schrieb</span>, dass Antonius im Senat das Schreiben <span style="color:blue">vorgelesen habe</span>, das er <span style="color:green">habe durchgehen lassen wollen</span>. (**"Antonius wollte (gleichzeitig zum Vorlesen) das Schreiben durchgehen lassen"** ist **die Behauptung entweder von Cicero oder von Antonius**)
a. [...], das er <span style="color:green">**haben soll** durchgehen lassen **wollen**</span>. (**Teilbehauptung ist von Cicero**)
b. [...], welches er, <span style="color:green">**nach eigener Angabe habe,** durchgehen lassen **wollen**</span>. (**Teilbehauptung ist von Antonius**)
c. [...], welches er<span style="color:green"> **habe** durchgehen lassen **wollen, wie er von sich behauptet habe**</span>. (**Teilbehauptung ist von Antonius**)
d. [...], dessen <span style="color:green">Absegnung</span> er <span style="color:green">sich gewünscht haben **will**</span>. (**Teilbehauptung ist von Antonius**)
e. [...], dessen <span style="color:green">Absegnung</span> er <span style="color:green">sich gewünscht haben **soll**</span>. (**Teilbehauptung ist von Cicero**)
3. Antonius <span style="color:blue">soll, so schrieb Cicero</span>, im Senat das Schreiben <span style="color:blue">vorgelesen haben</span>, [...]
4. Antonius <span style="color:blue">habe</span> im Senat das Schreiben <span style="color:blue">vorgelesen, schrieb</span> Cicero. Dieses <span style="color:green">will / soll</span> Antonius <span style="color:green">haben durchgehen lassen wollen</span>.
5. *Kreativität sei gefragt...*
# wenn Zeit erlaubt ...
## (mehr) periphrastische Tempora
### Konditionalsätze
<table>
<tr>
<th>Kondi. \ NS Typ</th>
<th>
<span style="color:blue">Protasis (DR+IR)</span>
</br>
<span style="font-size:0.8em;font-weight:normal;font-style:italic">
übereinstimmend da eh immer Konj
</span>
</th>
<th style="color:green">Apodosis (DR)</th>
<th style="color:green">Apodosis (IR)</th>
<th>Bspl. auf DE (DR)</th>
</tr>
<tr>
<th>Potentialis (Gegenwart / Zukunft)</th>
<td>Präs. Konj. (Perfekt Konj.)</td>
<td>Präs. Konj.</td>
<td>empturus esse (sit / esset)</td>
<td></td>
</tr>
<tr>
<th>
Potentialis (Vergegenheit)
</th>
<td>Imperfekt Konj.</td>
<td>Imperfekt Konj.</td>
<td></td>
<td></td>
</tr>
</tr>
<tr>
<th>
Irrealis (Gegenwart)
</th>
<td>Imperfekt Konj.</td>
<td>Imperfekt Konj.</td>
<td>empturus fuisse (fuerit / fuisset)</td>
<td><span style="color:blue">Wenn es heute zwei Sonnen gäbe</span>, <span style="color:green">so wäre es ganz heiß.</span></td>
</tr>
<tr>
<th>
Irrealis (Vergangenheit)
</th>
<td>PQPerfekt Konj.</td>
<td>PQPerfekt Konj.</td>
<td>empturus fuisse (fuerit / fuisset)</td>
<td><span style="color:blue">Wenn es gestern zwei Sonnen gegeben hätte</span>, <span style="color:green">so wäre es ganz heiß gewesen.</span></td>
</tr>
</table>
*Bemerkungen:*
1. Kombinationen von verschiedenen Apodosis und Protasis auch möglich; (*wenn er gestern nicht krank gewesen wäre, so wäre er heute hier.*)
2. Realis weggelassen (bzw. unten), da man da einfach alles, was im Ind. steht, in Konj. setzen muss (natürlich nicht eins zu eins);
3. **Realis in der Zukunft** steht i.d.R. immer im **Futur / Futur II / im futurischen Imperativ**;
4. dass es mehr Ind. Tempora als Konj. gibt, bedeutet, man muss beim HS (Apodosis) ggf. auf den Kontext achten:
a. (Potentialis Gegenwart = Realis Zukunft) ait sē sī **ūrātur** 'quam hoc suāve!' dictūrum (Cicero)
b. (Irrealis Gegenwart = Irrealis Vergangenheit)
<!--table>
<tr>
<th>Kondi. \ NS Typ</th>
<th>
<span style="color:blue">Protasis (DR)</span>
</br>
<span style="color:green">Apodosis (DR)</span>
</th>
<th style="color:blue">Protasis (IR)</th>
<th style="color:green">Apodosis (IR)</th>
<th>Bspl. auf DE (DR)</th>
</tr>
<tr>
<th>Realis (Zukunft)</br>(=Potentialis)</th>
<td></td>
<td></td>
<td></td>
<td></td>
</tr>
<tr>
<th>Realis (Gegenwart)</th>
<td></td>
<td></td>
<td></td>
<td></td>
</tr>
<tr>
<th>Realis (Vergangenheit)</th>
<td></td>
<td></td>
<td></td>
<td></td>
</tr>
</table-->
### doppelte Vergangenheit (nur passiv / dep.) emptus fuisse (fuerit <s>fuisset</s>)
Die Bedeutung ist ähnlich zu der des PQPerfekts in einer DR.
1. populum Tanaquil adloquitur [...] **sōpītum fuisse** rēgem subitō ictū; [...] *iam* ad se redisse. (Livius)
1. satis est [...] docēre magnam eī spem in Milōnis morte **prōpositam** [...] **fuisse**. (Cicero)
a. Es reicht zu zeigen (darzulegen), dass (zum Zeitpunkt vom Tod des Clodius), *ihm war große Hoffnung gelegt worden in Tod Milos*.
b. *[...], (?) dass er große Hoffnung gehegt hatte auf Milos Tod.*
## Indikativ statt Konj.
Die folgenden Konstruktionen sind streng genommen meist i.A. keine IR, jedoch wird man bei der Übersetzung häufig "dass" gebrauchen. Im Lateinischen sind diese Konstruktionen syntaktisch ähnlich zu iR wenn nicht gleich.
### quod + Ind.*: die Tatsache, dass
1. quod (Regulus) rediit nōbīs mīrābile vidētur (Cicero)
2. *praetereō* quod eam sibī domum **dēlēgit** (Cicero)
3. *dolet* mihi quod tū nunc **stomachāris** (Cicero)
### erste / zweite Personen (eher im primären Kontext)
### um Zweideutigkeit zu vermeiden
vgl. DE: Diese Menschen sagten, sie hätten <s>haben</s> es gemacht.
### Sonstiges
1. quis *neget* haec omnia quae **vidēmus** deōrum immortālium potestāte administrārī? (Cicero)
## quīn / quōminus
<!--
## Stilanalyse nach Authoren
### Cicero
### Ausnahmen der klassischen Zeit
--