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# 8.3 Umgang mit Zeit
Für uns alle gilt: Zeit ist ein knappes Gut. Wir können weder mehr Zeit kaufen, noch können wir Sie lagern oder vermehren. Sie verinnt kontinuierlich - egal was wir unternehmen. Zur Optimierung des eigenen Umgangs mit Zeit werden wir uns daher in diesem Kapitel mit unterschiedlichen Facetten - u.a. "Guter" und "Schlechter" Zeitumgang, Zeittypen, Zeitfresser, SMART- und ALPEN-Methode - auseinadersetzen.
## 8.3.1 "Guter" Zeitumgang
Für den Erfolg einer Abschlussarbeit ist es in der Regel wichtig, dass wir einen "guten" Umgang mit Zeit gewährleisten.
:::success
**„Guter“ Umgang mit Zeit kann eine Kette positiver Entwicklungen nach sich ziehen...**
:::
* Je organisierter Sie vorgehen...:
* ... je mehr Zeit haben Sie für die schönen Dinge des Lebens;
* ... je mehr Zeit Sie für die schönen Dinge des Lebens haben und desto entspannter sowie konzentrierter lassen sich Aufgaben bewältigen.
Grundsätzlich ist unter "gutem" Umgang mit Zeit zu verstehen, dass wir uns u.a. bewusst sind, wann wir wie und wo gut und effektiv arbeiten können und wissen, welche Methoden und Anreize uns ggf. durch herausfordernde Situationen leiten.
Zudem gilt es, sich im Voraus darüber im klaren zu sein, wie viel Zeit wir in etwa für welche Arbeitsschritte einplanen und welche Eventualitäten eine Neuausrichtung unseres Zeitplanes erfordern (könnten).

*"Guter" Zeitumgang bringt eine Kette positiver Begleiterscheinungen mit sich (Florian Hagen, [CC BY 4.0](https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de)).*
## 8.3.2 "Schlechter" Zeitumgang
:::danger
**„Schlechter“ Zeitumgang bzw. unstrukturiertes Selbstmanagement kann zu einer Negativkette führen, u.a. ...**
:::
* ... Zeitdruck;
* ... Unwohlsein;
* ... Flüchtigkeitsfehler;
* ... Neigung zu Zitationsfehlern bzw. Plagiaten (vgl. Sattler 2007, S. 201-202).
Grundsätzlich sollten wir alle uns also mit dem abstecken von Aufgabenpaketen auseinandersetzen (bspw. Ziele setzen, Aufgaben konkreter formulieren, Prioritäten setzen, Zeitpuffer einplanen), auch wenn dies zu Beginn erst einmal wie ein Mehraufwand erscheint. Auf lange Sicht profitieren wir alle, wenn wir individuell die Bedingungen für einen möglichst guten Zeitumgang schaffen.

*"Schlechter" Zeitumgang kann verstärkt das Unwohlsein fördern (Florian Hagen, [CC BY 4.0](https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de)).*
## 8.3.3 Was bin ich für ein Zeittyp?
Der Umgang mit Zeit begleitet uns - bewusst oder unbewusst - bei vielen Aspekten des wissenschaftlichen Arbeitens.
So spielte diese im bisherigen Seminarverlauf z.B. bei folgenden Einheiten und Aufgaben eine Rolle:
* (Wege der) Ideengewinnung;
* Recherche;
* Effiziente Literaturverwaltung.
**Frage für den gemeinsamen Austausch:**
> Wie sind Sie bei diesen Aufgaben vorgegangen?
> Wann waren diese Aufgaben für Sie (zunächst) abgeschlossen?
> Was ist Ihnen schwer gefallen?
> Was kommt Ihnen in den Sinn, wenn Sie über Ihren Umgang mit Zeit nachdenken?
Wenn ich persönlich über den Umgang mit Zeit nachdenke, sieht dies grafisch (grob) in etwa so aus:

*Was spielt beim Umgang mit Zeit eine Rolle (Florian Hagen, [CC BY 4.0](https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de))?*
Wenn man sich unsere Ergebnisse vor Augen führt, so wird deutlich, dass auch das Managen von Zeit ein sehr individueller Vorgang ist. Jeder und Jede von uns hat unterschiedliche Voraussetzungen (Arbeit, Studium, private Verpflichtungen, Hobbys, Neigungen, Einflüsse etc.). Dementsprechend sinnvoll ist es sich mit dem eigenen "Zeittyp" auseinanderzusetzen:
Nach Kühl (vgl. Kühl 2016, S.27-29) gibt es folgende Zeittypen:
##### A. Irgendwie-Typ
* Oftmaliger Gedanke: „Irgendwie packe ich das schon.“
* Kommt oft zu spät und erledigt vieles kurz vor Toreschluss.
* Häufig besteht Panik oder Hektik etwas zu vergessen oder zu übersehen. Dadurch entstehen ebenfalls Fehler.
::: success
**Lösung**
* Planen Sie angemessene Zeitfenster, um Ihr Schreibvorhaben zu planen und zu strukturieren.
* Erstellen Sie konkrete Zeitpläne, an denen Sie sich orientieren können.
:::
##### B. Der Verkalkulierer
* Sie planen oftmals vor, aber der Zeitplan kann meist nicht wirklich eingehalten werden.
* Sie konnten Ihren Zeitplan nicht einhalten, und wissen auch nicht so wirklich: Woran lag es?
* Sie analysieren im Nachgang nicht, warum Ihr Zeitplan nicht erfüllt werden konnte.
::: success
**Lösung**
* Planen Sie angemessene Zeitfenster, um Ihr Schreibvorhaben zu planen und zu strukturieren.
* Lernen Sie aus Ihren Fehlern.
* Überprüfen Sie Ihre Zeitpläne nach Abschluss von Projekten oder auch einzelnen Meilensteine.
* Was war herausfordernd? Lassen wiederholende Probleme ausfindig machen (wiederkehrende Zeitfresser bspw.?)
* Setzen Sie Ihre Erkenntnisse in kommenden Zeitplänen um und planen machbare Zeitfenster.
:::
##### C. Der Perfektionist
* Es fällt Ihnen schwer ein Ende zu finden - Ihre Texte überarbeiten Sie immer und immer wieder.
* Sie setzen sich selten - wenn überhaupt - Zeitlimits und haben oftmals Schwierigkeiten, mit dem Erreichten zufrieden zu sein.
* Es fehlt Ihnen - wenn Sie im Arbeitsfluss sind - die Erkenntnis, dass andere Verpflichtungen, Aufgaben und Vorhaben unter diesem Perfektionismus leiden.
::: success
**Lösung**
* Setzen Sie sich greifbare Ziele und berücksichtigen dabei: Wie viel Text schaffe ich wirklich an einem Tag.
* Gewinnen Sie auch mal Abstand zum Thema bzw. zur gerade anstehenden Aufgabe, statt sich durch diese ununterbrochen durchzuschleifen.
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##### D. Der Sammler
* Sie "werfen" ungerne etwas weg - auf Ihrem (digitalen) Arbeitsplatz stapeln sich Texte und Bücher, da Sie diese irgendwann auf jeden Fall lesen wollen.
* Recherchierte - aber aktuell nicht benötigte - Informationen werden grundsätzlich erst einmal aufbewahrt. Wenn diese dann wirklich benötigt werden sind diese aber nicht auffindbar.
* Recherchierte - aber aktuell nicht benötigte - Informationen werden grundsätzlich erst einmal aufbewahrt. Wenn diese dann wirklich benötigt werden sind diese aber bereits in Vergessenheit geraten.
::: success
**Lösung**
* Sie müssen sich früh darauf fokussieren, Wichtiges von Unwichtigem zu trennen.
* Legen Sie Ihre Informationen entsprechend strukturiert und gegliedert ab.
:::
##### E. Der Aufschieber
* Sie schieben unangenehme Aufgaben gerne vor sich hin.
* Durch das verschieben unangenehmer Aufgaben "verschlimmert" die Situation meist. Sie geraten in eine Negativspirale, der Start fällt immer schwerer.
* Das beginnen ohne groß nachzudenken fällt Ihnen in der Regel schwer.
::: success
**Lösung**
* Stellen Sie sich für den Abschluss von - vor allem unangenehmen, aufwendigeren - Arbeitspaketen eine Belohnung in Aussicht.
* Teilen Sie die anstehenden Aufgaben in kleinere Arbeitspakete.
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##### F. Der Unter-Druck-Arbeiter
* Unter Druck können Sie am besten arbeiten.
* Sie fangen meist erst spät mit den zu erledigenden Aufgaben an.
* Außerplanmäßige Einflüsse (bspw. Krankheit) auf Ihre "crunch"-Phasen (übersetzt aus dem Engl.: knirschen) planen Sie nicht mit ein.
::: success
**Lösung**
* Fangen Sie rechtzeitig(er) an.
* Setzen Sie sich eigene Deadlines und Startpunkte, die Sie in den benötigten Druck-Zustand versetzen und dabei für alle Fälle dennoch einen Zeitpuffer schaffen.
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##### G. Der Unentschlossene
* Sie haben Probleme Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden. Beim Schreiben zeigt sich dies dadurch, dass Sie unsicher bei der Ein- und Ausarbeitung inhaltlicher Schwerpunkte sind.
* Durch Schwierigkeiten bei der inhaltliche Schwerpunktbildung fällt Ihnen der Schreibbeginn sehr schwer. Chaos im Kopf mahct sich oftmals breit.
* Die Phase der Ideenfindung fällt Ihnen leicht, danach geht es aufgrund fehlender Struktur jedoch oftmals zunächst nur schleppend oder gar nicht voran.
::: success
**Lösung**
* Suchen Sie in diesen Situationen das Gespräch mit Ihren Betreuern (Abschlussarbeit).
:::
##### H. Der Ja-Sager
* "Nein" sagen fällt Ihnen schwer.
* Sie bürden sich viele zusätzliche Aufgaben abseits des Schreibprojektes auf. Für das eigentliche Schreiben bleibt da oft nur noch wenig Zeit.
* Sie haben viele Aufgaben zu bewältigen, einen individuellen Zeit- bzw. to-do-Plan führen Sie aber nicht (konsequent).
::: success
**Lösung**
* Erstellen Sie sich einen detaillierten Zeitplan.
* Berücksichtigen Sie diesen bei der Annahme weiterer Aufgaben.
* Wenn Ihnen die Ablehnung dieser Aufgaben schwer fällt, so verweisen Sie konkret auf Ihren vollen Plan. Oftmals fällt es leichter "Nein" zu sagen, wenn ein direktes Objekt existiert, dass die zeitliche Auslastung visualisiert.
:::
**Frage für den gemeinsamen Austausch:**
Nach der Auseinandersetzung mit dem Zeittypenmodell nach Kühne stellen sich folgende Fragen:
> Was fällt Ihnen bei diesen Zeittypen auf?
> Finden Sie sich in diesem Ansatz wieder?
> Gibt es Ihrer Einschätzung nach einen "Haken" oder Probleme bei diesem Modell?
**Zusammenfassung der Zeittypen:**
* In der Realität sind wir eher Mischtypen;
* eine Zuordnung zu einem einzigen Stereotyp ist also eher unwahrscheinlich;
* Jeder Zeittyp besitzt negative Ausprägungen;
* Der „perfekte“ Zeittyp:
* Hat alles im Griff;
* erstellt machbare, detaillierte Pläne;
* Plant vorausschauend und hat wenig Stress;
* Ist sich der eigenen Herausforderungen bewusst!
* Alle diese Kriterien zu erfüllen ist schwierig;
* Dennoch: Bewusstsein für eine Form unterschiedlicher Zeittypen kann uns bei persönlichen Herausforderungen unterstützen.
Zusätzlich zum Bewusstsein des individuellen Umgangs mit Zeit können wir uns auch weitere Hilfsmittel und Methoden zu Nutze machen.
## 8.3.4 Zeitfresser
Jeder von uns hat seine ganz persönlichen Zeitfresser. Um diese zu beseitigen muss eine ganz gezielte Wahrnehmung bzw. Identifizierung erfolgen. Eine Möglichkeit ist eine Selbstanalyse über Fragenkataloge. Dieser kann bspw. wie folgt aussehen:
**Zeitfresser Selbstanalyse**
| Nr. | Frage zur Selbstanalyse |
|-----|--------------------------------------------------------------------------------------------------|
| 1 | Welche Zeitfresser sind für Sie am schlimmsten? |
| 2 | Warum sind Ihnen diese Dinge so wichtig? Was macht diese relevant? |
| 3 | Was müssten Sie an ihrem Verhalten ändern, um die Zeitfresser besser unter Kontrolle zu kriegen? |
| 4 | Wie können Sie diese Veränderung am besten erreichen? |
| 5 | Gibt es konkrete Zielsetzungen, die Ihnen dabei helfen? |
Wenn ich diese für mich ausfülle, so könnte dies wie folgt aussehen:
| Nr. | Frage |
|-----|---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------|
| 1 | Ich verbringe am Tag viele Stunden auf Twitter und klicke mich durch Nachrichten und fachliche Hinweise von Kolleg_Innen. |
| 2 | Es passiert so viel was mich interessiert und ich möchte nichts verpassen. |
| 3 | Ich darf mich nicht mehr darin verlieren und muss wieder zurück in meinen Arbeitsrhythmus finden. |
| 4 | Ich könnte mir ein festes Zeitfenster setzen, in welchem ich ganz entspannt browsen darf. |
| 5 | Ich erstelle mir feste Zeiten für soziale Medien. |
Bei Umsetzung dieser Selbstanalyse gilt es auch, sich nicht zu stark zu überfordern. Gewohnheiten sind in der Regel über einen langen Zeitraum gewachsen. Diese einzuschränken bzw. neu auszurichten kann viel Disziplin erfordern. Daher sollten Sie u.a. nicht versuchen, mehr als drei wirklich relevante Probleme zeitgleich zu lösen.
**Austausch im Plenum:**

Anschließend Abgleich mit aktuellen Statistiken zum Thema. Womit verbringen Studierende deutscher Hochschulen bspw. Ihre Zeit. Was fungiert generell als Zeitfresser für Menschen in Deutschland und ggf. darüber hinaus.
## 8.3.5 Hilfsmittel für Ihre Zeitplanung
Den perfekten Zeittyp gibt es nicht. Es gibt jedoch Methoden und Hilfesmittel, die die eigene Zeitnutzung optimieren. In den folgenden Kapiteln werden die SMART-Methode (Ziele definieren), die ALPEN-Methode (Erstellung eines Tagesplanes) und das Eisenhower-Prinzip (Prioritäten setzen) thematisiert.
## 8.3.5.1 Ziele definieren - Die SMART-Methode
Mit der SMART-Methode können Ziele klar und effektiv definiert werden. Jeder Buchstabe steht für ein Kriterium:

*Ziele SMART definieren (Florian Hagen, [CC BY 4.0](https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de), nach Kühl 2016, S. 29-30).*
**S = Spezifisch:**
Ziele werden so genau wie möglich definiert. Verallgemeinerung und Unklarheiten sind nicht dienlich für das Erreichen von Zielen. Also sollten wir vaage und undeutliche Formulierungen vermeiden, wir brauchen möglichst präzise und konkrete Aussagen, die am besten gar keine Fragen hinsichtlich des geplanten Vorhabens offen lassen
**M = Messbar:**
Ziele müssen messbar sein und auch so formuliert werden. Bei einer Kostenersparnis ist das bspw einfach, Summen sind immer messbar. Auch quantitative Ziele wie die Zeit oder Output einer Abteilung sind messbar. Bei einer Abschlussarbeit ist es messbar wenn sie sagen, das sie 3-5 Seiten schreiben. Es gibt natürlich auch schwerer messbare Ziele und hier müssen sie sich dann um eine entsprechende Formulierung kümmern. Beispiel: Kundenzufriedenheit. Kann durch Kundenbefragung gemessen werden und diese können wir als Indikator nutzen.
**A = Attraktiv/ Akzeptiert:**
Ein Ziel kann nur erreicht werden wenn alle Beteiligten dahinter stehen. Wenn es sich um eine Projektarbeit handelt, sollten also alle Lust haben die gesteckten Ziele zu erreichen. Mal eine Frage in die Runde: Sind das auch ihre Erfahrungen bei Gruppenarbeiten? Helfen kann dabei eine positive Formulierung des Ziels.
**R = Realistisch:**
Immer groß denken ist schon eine gute Einstellung, aber bei der Zielsetzung kann übertriebener Ehrgeiz schnell zu Frust und Problemen führen. Die Zielformulierung sollte herausfordern und dennoch machbar sein
**T = Terminiert:**
Jedes Ziel sollte einen zeitlichen Rahmen in Form einer Deadline haben. Jeder hat sicherlich schon mal erlebt, dass man sich nicht aufraffen kann ein Sache anzugehen bis die Zeit knapp wird. Der Termin des Ziels ist gleichzeitig Kontrollpunkt an dem gemessen und festgehalten werden kann, ob die vor Tagen, Wochen oder Monaten festgelegten Ziele auch erreicht werden konnten.
**Beispiel 1**
:::danger
Falsch: Ich möchte ein Buch schreiben.
:::
:::success
Richtig: Ich werde innerhalb des nächsten Jahres ein Buch mit 350 Seiten schreiben, indem ich jeden Tag eine Seite schreibe.
:::
**Beispiel 2**
:::danger
Falsch: Ich werde fitter.
:::
:::success
Richtig: Ich werde drei Mal wöchentlich ins Fitnessstudio gehen, um bis zu meinem Urlaub am 23.12. jede Woche 0,5 Kg Muskelmasse auszubauen.
:::
**Beispiel 3**
:::danger
Falsch: Ich werde nach dem Studium einen Job suchen.
:::
:::success
Richtig: Ich werde – begleitend zu meinem Studium im sechsten Semester jede Woche eine Bewerbung schreiben, um innerhalb der nächsten 6 Monate eine Stelle zu finden.
:::
Zusammengefasst erfüllt ein SMART-Ziel die 5 vorgestellten Kriterien. Eine Herausforderung ist dabei die Gewichtung der einzelnen Kategorien. Wenn die Ziele grundsätzlich zu groß scheinen,so sollten kleinere Teilziele gebildet werden.
## 8.3.5.2 Zeitpläne erstellen - Die ALPEN-Methode
Während wir mit der SMART-Methode Ziele definieren, geht es bei der ALPEN-Methode konkret um die Aufstellung von Zeitplänen. Wie beim SMART-Ansatz steht dabei jeder Buchstabe für ein zu berücksichtigendes Kriterium.
**A. Aufgaben, Termine und Aktivitäten notieren**
Die anstehenden Aufgaben sollten notiert werden. Dies kann bspw. in Form einer to-do-Liste im Rahmen eines Terminplaners oder in speziell dafür bereitgestellte Zeitverwaltungsanwendungen erfolgen. Auch formlose und zunächst ungeordnete Listen im Rahmen von Notizen können dieses Kriterium erfüllen. Wichtig ist, dass sowohl Art als auch Ort der Tätigkeit sowie Tätigkeitsbeginn erfasst werden.
**L. Länge einschätzen**
Die Einschätzung der Länge klingt in der Theorie recht simpel. In der Praxis zeigen sich hier aber immer wieder Herausforderungen. Grundsätzlich gilt: Menschen arbeiten immer konzentrierter und schneller, wenn eine Aufgabe innerhalb eines vorgegebenen Zeitrahmens abgeschlossen werden muss.
Dabei gibt es zur abschätzung unterschiedliche Möglichkeiten:
* 1. Aufbau auf Erfahrungswerten:
* Wenn Sie selbst etwa ein Experiment zum ersten Mal durchführen, können Sie auch auf Erfahrungswerten von Betreuenden und Kommilitonen aufsetzen);
* Wenn es um eine bessere Einschätzung des eigenen Schreibprozesses geht, so können sie bspw. im Rahmen des Seminars Protokoll führen (zu welchen Zeiten Schreiben Sie wie viele Zeichen, Wörter, Texte, etc.)
* 2. 60/40-Regel:
* Verplanen Sie nur circa 60% Ihrer Zeit ganz konkret und sparen die restlichen 40% als Pufferzeit;
* Mit diesem Vorgehen stellen Sie sicher, dass Sie bei Formtiefs, Krankheit und anderen unplanmäßigen Situationen nicht direkt in eine Drucksituation geraten;
* Sollte nichts unplanmäßiges auftreten: auch gut, Sie arbeiten dann quasi vor.
**P. Pufferzeit einplanen**
Im wirklichen Leben geschehen regelmäßig Dinge, die so nicht vorhersehbar sind (Stau, Krankheit, Öffnungszeiten, etc.). Die Puffereinplanung nimmt Ihnen Druck. Für die Pufferplanung gilt auch, dass Sie Ihre persönliche Leistungskurve berücksichtigen sollten.
* Achten Sie darauf, wann Ihnen welche Tätigkeiten am besten Gelingen (z.B.: Kopfarbeit früh morgens oder doch eher spät?)
**E. Entscheidungen treffen**
Wenn sie feststellen, das es schwierig wird alle Planungen am gleichen Tag zu erledigen, so schätzen Sie ab, was wichtig ist und was eher nicht. Prioritäten können u.a. nach dem Eisenhower-Prinzip gesetzt werden.
**N. Nachkontrolle**
Vor allem beim ersten Versuch werden Sie feststellen, dass die ALPEN-Methode (und generell neu ausprobierte Ansätze zur Optimierung der Selbstorganisation) noch nicht reibungslos funktionieren. Reflektieren Sie auf jeden Fall den Planungsablauf. War der Zeitpuffer ausreichend? Waren die Prioritäten angemessen gesetzt? Wichtig ist vor allem auch, dass Sie auf Ihr Bauchgefühl achten. Haben Sie Ihr Tagespensum ohne Stress bewältigen können? Hatten Sie abends ein gutes Gefühl? Wenn ja: Alles richtig gemacht. Wenn nein: Verfeinern und überarbeiten Sie Ihre Planung. Räumen Sie für die Nachkontrolle am Ende des Tages bzw. zum Ausklang der Aufgabenliste circa 15-20 Minuten ein. Werfen Sie hier auch bereits einen Blick auf den nächsten Tag. So lässt sich oftmals mit einem besseren Gefühl in den Feierabend gehen.

*Die ALPEN-Methode stützt die Aufstellung von Zeitplänen (Florian Hagen, [CC BY 4.0](https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de)).*
## :memo: Probieren Sie die ALPEN-Methode gerne einmal aus:
:::info
**Erstellen Sie einen Plan:**
* Was müssen Sie morgen alles erledigen?
* Alternativ: Stellen Sie sich einen Plan für unsere kommende Coaching-Session zusammen.
* Stellen Sie Ihren Sitznachbarn, Freunden oder Bekannten Ihren Plan vor.
:::
## 8.3.5.3 Priorisierung von Aufgaben - Das Eisenhower-Prinzip
Das Eisenhower-Prinzip ist eine - auch in der Fachliteratur oftmals aufgeführte - Methode, um anstehende Aufgaben nach einem konkreten Kategorienschema einzuteilen. Eine Verbindung zum ehemaligen US-Präsidenten Dwight D. Eisenhower ist unter anderem über dessen Aussage "I have two kinds of problems, the urgent and the important" (Eisenhower 1954) herstellbar.
Ziel des Prinzips ist, dass die wichtigsten Aufgaben zuerst bearbeitet werden. Über insgesamt vier Kategorien soll Anwender_Innen die Entscheidung zur Priorisierung von Arbeits- und Aufgabenschritten erleichtert werden.
Zur Einteilung stehen zunächst zwei Eigenschaften zur Verfügung:
* **Wichtigkeit**
Eine Aufgabe ist wichtig, wenn diese der Erreichung eines konkreten Ziels dient. Wenn die Aufgabe keinem unserer Ziele näher bringt, so ist diese unwichtig.
* **Dringlichkeit**
Eine Aufgabe hat eine hohe Dringlichkeit, wenn diese zu einem bestimmten Termin in nächster Zukunft keinen Sinn mehr macht. Wenn es (in nächster Zeit) keine Rolle spielt, wann wir diese Aufgabe erledigen, so ist diese als nicht dringlich einzustufen.
Mit Hilfe der Kriterien "Wichtigkeit" und "Dringlichkeit" lässt sich Aufgaben in vier Kategorien unterteilen:

*Darstellung Eisenhower-Prinzip (Florian Hagen, [CC BY 4.0](https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de)).*
**1. A-Aufgaben: wichtig und dringend**
Relevantester Aufgabentyp um Gesamtziele zu erreichen. Eine Aufgabe, die möglichst schnell selbst erledigt werden sollte, um sicherzustellen, dass die Aufgabe zur eigenen vollsten Zufriedenheit abgehakt werden kann.
Oftmals ist es so, dass natürlich alle Aufgaben, die von außen an uns herangetragen werden, immer "unheimlich wichtig" und "eilig" sind. Die A-Kategorie ist also schnell überladen. Für uns gilt es also zu überprüfen:
1. Was passiert, wenn ich die Aufgabe erst später erledige (Dringlichkeit)?
2. Kann jemand anders die Aufgabe übernehmen (Wichtigkeit)?
**2. B-Aufgaben: wichtig, weniger dringend**
Auch um diese Aufgaben kümmern wir uns auf jeden Fall selbst, da diese ebenfalls für unsere Hauptzielerreichung eine hohe Bedeutung haben. Da diese Aufgaben jedoch nicht sofort erfüllt werden müssen, reicht die Festlegung einer eigenen (späteren) Deadline.
**3. C-Aufgaben: dringend, aber nicht wichtig**
Auch diese Aufgaben sollten möglichst schnell erledigt werden. Aufgrund der Wichtigkeit müssen diese aber nicht zwingend durch sie selbst erledigt werden. Nach Möglichkeit sollte hier also delegiert werden.
**4. D-Aufgaben: nicht dringend, nicht wichtig**
Dieser Aufgabentyp bringt uns unseren Zielen nicht zwingend näher. Zudem ist es auch nicht von Bedeutung, wann diese erledigt werden. Bei Zeitmangel können diese Aufgaben auch komplett ignoriert werden.
:::info
**Übung zu Eisenhower-Prinzip**
* Schreiben Sie Ihre Aufgaben in eine Liste (oder nutzen Ihre bestehende to-do-Liste);
* Ordnen Sie den einzelnen Aufgaben den A-, B-, C- und D-Kategorien zu;
* Nun gilt es diese entsprechend abzuarbeiten:
* Die A-Aufgaben werden von Ihnen selbst erledigt;
* Für B-Aufgaben planen Sie ein konkretes Zeitfenster;
* Delegieren Sie C-Aufgaben;
* D-Aufgaben lassen Sie außen vor, es sei denn, es ist noch Zeit vorhanden.
* Überprüfen Sie nach Abschluss:
* Wie viel Zeit haben Sie für welchen Aufgabentyp aufbringen müssen?
* Was kann unternommen werden, damit Sie mehr Zeit für die A- und B-Aufgaben haben?
* Was kann dabei helfen und was war für Sie besonders herausfordernd?
:::
## 8.3.6 Zusammenfassung des Themas "Umgang mit Zeit"
* Nutzen Sie Zeitplansysteme;
* Manuelle Varianten (Wandkalender, Ringbuch, etc.);
* Elektronische Variante (Computer, Smartphone & Co);
* Spezielle Anwendungen für Ressourcenmanagement (bspw. Ganttpläne mit der [Software Ganttproject](https://www.tub.tuhh.de/tubtorials/2019/08/22/zeit-wo-bist-du-mehr-organisation-und-struktur-mit-ganttproject/);
* Planen Sie Puffer ein;
* Mögliche Faustregel: 60/40;
* Reflektieren Sie strukturiert;
* Was sind meine Zeitfresser?;
* Was habe ich heute geleistet?;
* **Belohnen Sie sich!**
## Literatur
**Eisenhower 1954**
Eisenhower, Dwight D.: "Address at the Second Assembly of the World Council of Churches, Evanston, Illinois.," August 19, 1954. Online unter https://web.archive.org/web/20150402111315/http://www.presidency.ucsb.edu/ws/?pid=9991 Abruf: 16.03.2020
**Sattler 2007**
Sattler, Sebastian: Plagiate in Hausarbeiten : Erklärungsmodelle mit Hilfe der Rational Choice Theorie. Hamburg : Kovač, 2007. - ISBN 978-3-8300-3068-3

vgl. Sattler 2007, S. 201-202
**Voss 2016**
Voss, Rödiger: Wissenschaftliches Arbeiten : …leicht verständlich. 4. Aufl. Konstanz : UVK, 2016. – ISBN 978-3-8252-8649-1

https://katalog.tub.tuhh.de/Record/842267697
**Kühl 2016**
Kühl, Susanne ; Kühl, Michael: Die Abschlussarbeit in den Life Sciences : Ein Leitfaden für Studierende. Parderborn : UTB, 2016. - ISBN 978-3-8252-4449-1

https://katalog.tub.tuhh.de/Record/826165265
###### tags: `Seminar201920`