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# Kapitel 2: Der Systembegriff und die wichtigsten Kennzeichen sozialer Systeme
Dieses Kapitel bildet die theoretische Grundlage des systemischen Ansatzes. Es erklärt, was ein **System** ist, wie **soziale Systeme** funktionieren und welche Eigenschaften sie haben. Die Autor:innen verbinden dabei die Erkenntnisse der **Palo-Alto-Schule** mit der **Systemtheorie von Niklas Luhmann**.
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## 2.1 Zwei Säulen des systemischen Ansatzes
Der systemische Ansatz stützt sich auf zwei Denkrichtungen:
1. **Die Palo-Alto-Schule**
- Zentrale Personen: **Gregory Bateson** und **Paul Watzlawick**.
- Schwerpunkt: **Kommunikation zwischen Menschen**.
- Sie untersuchten, wie Missverständnisse entstehen und welche Muster Kommunikation bildet.
- Beispiel: Ein Paar streitet regelmäßig nach demselben Muster. Die Palo-Alto-Schule fragt: Welche Kommunikationsschleifen halten den Streit am Leben? Какие коммуникационные каналы поддерживают спор?
2. **Niklas Luhmanns Systemtheorie**
- Ziel: Eine umfassende Theorie der Gesellschaft entwickeln.
- Betrachtung: **Funktionssysteme** wie Politik, Religion, Wirtschaft, Wissenschaft.
- Kern: Soziale Systeme bestehen nicht aus Menschen, sondern aus **Kommunikation**.
Das heißt nicht, dass Menschen unwichtig sind. Es heißt nur:
- Menschen sind die **Umwelt** des Systems (sie haben Körper, Gefühle, Gedanken).
- **Systeme entstehen und bleiben bestehen nur durch Kommunikation.**
Ohne Kommunikation gibt es **kein soziales System**.
### Beispiel Familie
Stell dir eine Familie vor:
- Wenn die Familienmitglieder **nicht mehr miteinander reden**, existiert die Familie als soziales System nicht mehr – auch wenn die Menschen biologisch da sind.
- Die Familie lebt von **Gesprächen, Regeln, Ritualen, Streit, Versöhnung** – also Kommunikation.
- Ob die Tante zur Familie gehört, entscheidet sich nicht biologisch, sondern kommunikativ: Wird sie eingeladen, mitgezählt, erwähnt?
### Beispiel Schule
Eine Schule:
- Sie bleibt eine Schule, selbst wenn alle Lehrer:innen und Schüler:innen wechseln.
- Warum? Weil die **Kommunikationsstrukturen** gleich bleiben: Stundenpläne, Unterricht, Prüfungen, Noten.
- Menschen kommen und gehen, aber die **Kommunikation „Du bist Schüler – du bist Lehrer – hier ist eine Note“** bleibt.
### Was bedeutet das?
- **Menschen sind notwendig**, aber sie sind nicht das System selbst.
- Das **System ist die Gesamtheit der Kommunikationen**, die eine bestimmte Struktur haben.
- Wenn Kommunikation aufhört, hört auch das System auf.
👉 Einfach gesagt:
- Menschen sind die **Körper und Gedanken** draußen herum.
- Kommunikation ist das **Material**, aus dem soziale Systeme gebaut sind.
-
- Beispiel: Eine Universität bleibt auch dann ein System, wenn Studierende und Professor:innen wechseln. Sie lebt von der fortlaufenden Kommunikation (Vorlesungen, Prüfungen, Verwaltungsakte).
👉 Beide Theorien **ergänzen sich**. Die Palo-Alto-Schule beschreibt Kommunikation im Kleinen, Luhmann liefert das große Bild. Zusammen ergeben sie die Basis des systemischen Ansatzes.
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## 2.2 Definition sozialer Systeme
Ein **System** ist ein Netzwerk von **Elementen** und **Beziehungen**. Es grenzt sich von seiner Umwelt ab und bildet dadurch eine eigene Struktur.
Es gibt verschiedene Arten von Systemen:
- **Technische Systeme**: Computer, Heizungsanlage.
- **Lebende Systeme**: Organismen (vom Einzeller bis zum Menschen).
- **Psychische Systeme**: Gedanken und Gefühle.
- **Soziale Systeme**: Gruppen, Familien, Organisationen.
👉 Beispiel: Ein Stadtteil als System. Elemente sind nicht nur Menschen, sondern auch Schulen, Geschäfte, Betriebe, Vereine. Alles zusammen bildet die Struktur „Stadtteil“.
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## 2.3 Beobachtung – die Grundlage
Wir erleben Wirklichkeit nie „objektiv“, sondern immer durch unsere **Beobachtung**. Beobachten heißt: Unterschiede machen und diese benennen.
### 2.3.1 Unsere Wirklichkeit ist ein Produkt unserer Beobachtung
- Jede Aussage über Realität ist Ergebnis einer bestimmten Beobachtung.
- Beispiel: Ein Theaterstück mit einer Pistole – Zuschauer rufen keine Polizei, weil sie die Situation als „Spiel“ rahmen.
👉 **Erving Goffman** nannte das „Rahmung“: Wir geben Situationen einen Rahmen, der bestimmt, wie wir sie sehen.
### 2.3.2 Der blinde Fleck und Beobachtung zweiter Ordnung
- Jede Beobachtung blendet etwas aus.
- **Beobachtung zweiter Ordnung**: Wir beobachten unser eigenes Beobachten.
- Beispiel: Statt nur „Ich habe Pech bei Beziehungen“ zu sagen, könnte man fragen: „Warum schaue ich immer nur auf meine Misserfolge?“
### 2.3.3 Es könnte auch anders sein
- Systemische Arbeit nutzt **Reframing (Umdeutung)**.
- Beispiel: Ein Therapeut fragt nicht: „Warum sind Sie so depressiv?“, sondern: „Wie haben Sie es geschafft, trotz allem nicht völlig zusammenzubrechen?“
- Diese Umdeutung eröffnet neue Sichtweisen.
### 2.3.4 Beratung und Therapie als Beobachtung zweiter Ordnung
- Systemische Methoden wie **zirkuläre Fragen** oder das **Reflecting Team** helfen Klient:innen, ihre Sichtweisen zu hinterfragen.
- Ziel: Neue „Brillen“ ausprobieren und dadurch Probleme anders sehen.
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## 2.4 Woraus bestehen soziale Systeme?
Hier unterscheiden sich Palo-Alto und Luhmann:
- **Palo-Alto-Schule**: Systeme bestehen aus Menschen.
- **Luhmann**: Systeme bestehen aus **Kommunikationen**.
Begründung Luhmanns:
- Menschen sind nur **teilweise** im System (z. B. Lehrer nur als Lehrer, nicht als Vater).
- Systeme funktionieren unabhängig von Personen. Eine Schule bleibt eine Schule, auch wenn Lehrkräfte wechseln.
- Das Soziale entsteht aus der **Kommunikation**, nicht aus individuellen Eigenschaften.
👉 Beispiel: Eine Familie hat eine „eigene Kultur“ (Humor, Rituale), die nicht auf die Summe der einzelnen Mitglieder reduzierbar ist.
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## 2.5 Offenheit und Geschlossenheit von Systemen
Die Frage: Sind Systeme offen oder geschlossen?
Antwort: Beides zugleich.
### 2.5.1 Autopoiesis
- Begriff von **Maturana & Varela**: Systeme erzeugen sich selbst.
- Luhmann überträgt das Konzept auf soziale Systeme.
- Beispiel: **Filterblasen im Internet**. Menschen lesen nur bestimmte Quellen, bestätigen sich gegenseitig und erzeugen eine eigene Realität.
### 2.5.2 Operationale Geschlossenheit
- Systeme knüpfen nur an ihre eigenen Prozesse an.
- Beispiel: Trauer wird in Kulturen unterschiedlich kommuniziert – in Deutschland oft mit Weinen, in Bali mit ausgelassenen Festen. Gefühle übersetzen sich nicht direkt in Kommunikation.
### 2.5.3 Strukturelle Kopplung
- Systeme sind zwar geschlossen, aber miteinander verbunden.
- Beispiel: Körper, Psyche und Kommunikation – Angst zeigt sich gleichzeitig als Herzrasen, Gefühl und Gespräch, ohne dass eins das andere linear verursacht.
### 2.5.4 Offenheit vs. Geschlossenheit – kein Widerspruch
- Systeme sind **gleichzeitig offen und geschlossen**.
- Beispiel: Eine Firma muss auf Markttrends reagieren (Offenheit), gleichzeitig ihre eigene Struktur schützen (Geschlossenheit).
- Familien oder Cliquen bilden Grenzen, die Zugehörigkeit definieren, bleiben aber in Kontakt mit Umwelt (Schule, Arbeit, Nachbarschaft).
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## 2.6 Kommunikation
- **Kernbegriff der Systemtheorie**: Alles Verhalten ist Kommunikation.
- **Watzlawick**: „Man kann nicht nicht kommunizieren.“
- Beispiele:
- Jemandem helfen = Kommunikation.
- An der Supermarktkasse vordrängeln = Kommunikation.
- Schweigen = Kommunikation.
👉 Kommunikation ist **immer zwischen Menschen**, nie „nur in mir selbst“.
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## 2.7 Entwicklung und Strukturen sozialer Systeme
### 2.7.1 Anschlussfähigkeit und doppelte Kontingenz
- Systeme entstehen, wenn Kommunikation fortgeführt wird.
- **Doppelte Kontingenz**: Beide Seiten sind unsicher, wie es weitergeht.
- Beispiel: Jan und Janne lernen sich kennen – beide wissen nicht, ob daraus Beziehung, Freundschaft oder nichts wird.
### 2.7.2 Erwartungen
- Systeme stabilisieren sich durch **Erwartungen** („Was erwartet die Mutter beim Essen?“).
- Auch **Erwartungserwartungen**: „Was denkt die Tochter, was die Mutter von ihr erwartet?“
### 2.7.3 Feste und lose Kopplung
- **Feste Kopplung**: enge Bindung, z. B. in Familien, Banden.
- **Lose Kopplung**: schwache Verbindung, z. B. Universitäten (Professor:innen arbeiten sehr unabhängig).
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## 2.8 Zirkuläre Kausalität
- Menschen denken oft linear („A verursacht B“).
- In sozialen Systemen wirken Ursachen und Wirkungen **zirkulär** aufeinander zurück.
- Beispiel: Wirtschaftskrise → Firmen schließen → Arbeitslosigkeit steigt → noch schlechtere Wirtschaftslage.
👉 Rückkopplungen heißen **Feedback**:
- **Negatives Feedback** stabilisiert Systeme (z. B. Heizung hält Temperatur).
- **Positives Feedback** verstärkt Veränderungen (z. B. sich aufschaukelnder Konflikt).
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## 2.9 Musterbildung
### 2.9.1 Muster und Rollen
- Wiederholte Abläufe erzeugen Muster (Familientraditionen, Gewohnheiten).
- Rollen entstehen: „Klassenclown“, „schwarzes Schaf“, „Mutter der Nation“.
- Muster sind nicht zufällig, sondern stabilisieren das System.
### 2.9.2 Homöostase
- Systeme streben nach **Gleichgewicht**.
- Beispiel: Nach der Finanzkrise musste Griechenland ein neues ökonomisches Gleichgewicht finden.
- Beispiel Familie: Eltern schützen Kinder vor „schlechten Einflüssen“, um ihre Normen stabil zu halten.
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## 2.10 Emergenz
- **Emergenz**: Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.
- Beispiel: Ein Orchester klingt anders als die Summe einzelner Musiker.
- Beispiel: „Willkommenskultur“ während der Flüchtlingskrise – entstand nicht aus Einzelhandlungen, sondern als kollektives Phänomen.
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## 2.11 Interdependenz
- Alles hängt mit allem zusammen. Veränderungen in einem Teil wirken auf das ganze System.
- Metapher: **Mobile** – wenn man an einer Stelle zieht, bewegt sich alles.
- Beispiel: Familienzusammenführung – Vater kehrt nach Jahren zurück, Rollen verschieben sich, alle geraten in Konflikte.
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## 2.12 Information
- **Information wird nicht übertragen**, sondern von jedem System neu konstruiert.
- Beispiel: Eine Familie kann eine Sozialarbeiterin ignorieren, ablehnen oder ihre Impulse annehmen – die Entscheidung liegt beim System.
- Fazit: Systeme sind energetisch offen (Nahrung, Wärme), aber **informationell geschlossen**.
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## 2.13 System und Umwelt
- Systeme existieren immer in einer Umwelt.
- Aber: Sie konstruieren ihre Umwelt selbst.
- Beispiel: Zwei Familien im selben Stadtteil nehmen die gleiche Straße völlig unterschiedlich wahr (eine als „schönes Viertel“, die andere als „schwieriges Milieu“).
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## 2.14 Härtere und weichere Realitäten
- Wenn zwei Systeme aufeinandertreffen, setzt sich die „härtere Realität“ durch.
- Beispiel: Neue Teamleitung vs. Teamkultur – mal passt sich das Team an, mal die Leitung.
- Beispiel Politik: Trump wollte Einreisestopp, Gerichte stoppten ihn → das Rechtssystem erwies sich als härtere Realität.
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## 2.15 Differenzierung und Integration
- Systeme entwickeln **Subsysteme**.
- Beispiel Familie: Eltern-System, Kinder-System.
- Beispiel Organisation: Abteilungen, Forschungsbereiche.
- **Differenzierung** bringt Komplexität, erfordert aber gleichzeitig **Integration**, um den Zusammenhalt zu sichern.
- Beispiel: Firmen nutzen Firmenlogos, Feste oder Leitbilder, um trotz Abteilungen eine Einheit zu bleiben.
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# Kernaussage des Kapitels
Soziale Systeme bestehen nicht einfach aus Menschen, sondern aus **Kommunikation**. Sie sind **autopoietisch**, schaffen sich also selbst, und bewegen sich zwischen **Offenheit und Geschlossenheit**. Ihre Dynamik folgt **zirkulärer Kausalität**, sie entwickeln **Muster**, **Erwartungen**, **Rollen** und streben nach **Homöostase**. Gleichzeitig bringen sie neue Eigenschaften hervor (**Emergenz**) und sind durch **Interdependenz** vernetzt. Informationen werden nicht übertragen, sondern konstruiert. Systeme differenzieren sich, müssen aber zugleich integriert werden.
👉 Kurz: In Systemen hängt alles mit allem zusammen – und das Ganze ist immer mehr als die Summe seiner Teile.*This is also a good time to plan out some of your data models. Consider what data you need for your project and figure out some of the fields and objects. You don’t need to create a full relational model, but do consider what your data should look like. Describe the objects you think you will need (an informal schema for your data).*
*Your project may or may not have data that needs to be serialized or saved to a server, but most likely it will have some data structures that you need to think about. Think about these and write them down — you’ll be able to alter them later, this is just a start.*
The data will be stored in solidity smart contracts .
Data can be posted in JSON format when filling out forms to write to smart contracts and when getting information from smart contracts using getter functions. We can write some base classes to describe how information will be stored within the contracts.
### Person - base class
This class contains simple information about a person and will act as a base class for patients and doctors.
- ID
- Full name
- Birthday
- Place of birth
- Current known address
- Nationality
- Blood type
- Current Height
- Current Weight
- Allergies
- Records
- etc...
Methods required:
- Set new name method - append to an array
- Allows for the case when a person changes their name
- Set new address - append to an array
- Allows for change of address
- Set new nationality - append to an array
- Allows for change of nationality
- get info method
- Returns a JSON:
patient_info: {
"id": {}
"full_name": {}
...
"allergies": {},
"records": {}
}
### User/Patients - inherits from Person #
- List of Permissioned doctors
- get doctors function
- set doctors function
- delete doctors function
### Administrator/doctor - inherit from Person:
- List of patients
- get patients function
- returns a JSON:
patient_list: {
"patient_list": [
"Kevin Cai",
"Elorm Coch"
]
}
### Base class - Record
- Patient
- Doctor
- Date, time
- Record type
- Uploader (must be a doctor)
- Date last modified - Unix time?
- Accessed - {date-time, person}
- get access function - returns most recent access event and also writes to the accessed variable
- get info function - return data in JSON format
"record": {
"patient": "Kevin Cai",
"Doctor": "Gabe Kotsonis",
...
"last_modified": 1634526099,
"last_access": {1634526099, ""}
}
### Sub-class - Blood tests
- Blood type
- Blood Pressure
- Disease tested for
- Result
### Sub-class - Allergies
- Allergy type
- Known Reaction
### Sub-class - Procedures