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2.3 Exposé und Fragestellung

2.3.1 Exposé

Im folgenden Kapitel werden u.a. Funktion und Vorteile des Exposés thematisiert.

2.3.1.1 Was ist ein Exposé?

Ein Exposé verfolgt das Ziel, einen Überblick über die geplanten Arbeitsschritte einer wissenschaftlichen Ausarbeitung zu geben. Sie fungiert als Leitfaden für das Schreiben. Für den Austausch mit Betreuenden ist das Exposé wertvoll, da vor den intensiveren Arbeitsphasen abgeklärt werden kann, welche Arbeitsschritte evtl. unnötig oder auch unrealistisch (Zeitfaktor) sind. Für den Schreibprozess selbst ist das Exposé ebenfalls von Vorteil, da die einzelnen Arbeitsschritte greifbarer sind und eine Auseinandersetzung mit dem Thema bereits stattfand. Zusammengefasst ist das Exposé als Kurzvorschau oder Musterentwurf des geplanten auszuarbeitenden Textes zu sehen.

2.3.1.2 Was gehört in ein Exposé?

Je nach Betreuung können die Anforderungen an ein Exposé unterschiedliche Aspekte vorgeben. Bestandteil eines Exposés können dabei folgende Inhalte sein:

  • Einleitung (thematische Hinführung zum Thema)
    Mit einem interessanten Einstieg in das Exposé wecken sie das Interesse an ihrem Thema (Bspw. auch mit einem ansprechenden Zitat). Sie können das Thema in die entsprechende Fachdisziplin einordnen und an dieser Stelle bereits erste Begriffsdefinitionen vornehmen. Auch die Einbringung erster prägnanter Aussagen aus der Forschungsliteratur sind möglich. Bestandteil der Einleitung kann die Problemstellung sein.

  • Problemstellung:
    Die Problem- und die Fragestellung sind eng miteinander verbunden. Als Metapher betrachtet verhalten sie sich wie die obere und untere Seite eines Kaffeefilters zueinander. Die Problemstellung ist breiter als die - im Rahmen des Forschungsvorhabens - zu beantwortende Forschungsfrage. Die Problemstellung führt über die Forschungslücke letztlich zur konkreten, präzisen Fragestellung (beim Kaffeefilter ist das Ergebnis am unteren Ende der konzentrierte Kaffee). Ursprung der Problemstellung kann sein:

    • Thema in der Wissenschaft, das viel oder wenig diskutiert wird;
    • Thema das einen persönlich interessiert;
    • ein Aspekt, den man hinterfragen möchte;

Es gibt grundsätzlich keine konkreten Regeln für die Auswahl des Forschungsthemas. Es kann jedoch empfohlen werden, dass das Thema weder zu weit noch zu eng gefasst wird. Ein zu weites Thema ist in der Regel unter vorgegebenen Zeiträumen nicht leistbar. Neue Trendthemen hingegen könnten kaum Material oder Diskurse bieten, auf denen aufgebaut werden kann.

  • Erkenntnisinteresse (wissenschaftlich und persönlich):
    Das Erkenntnisinteresse kann wissenschaftliche (Gibt es bspw. eine Forschungslücke?) und/oder persönliche Gründe haben (Sind sie zu einem bestimmten Zeitpunkt - Alltag, Beruf, Forschung, Reisen, etc. - bspw. mit dem Thema bzw. der Problematik in Berührung gekommen)? Beachten sie dabei auch: eine zu große emotionale Verbindung zu einem Thema könnte hinderlich für die Bearbeitung sein und die Gewährleistung etablierter wissenschaftlicher Prinzipien erschweren. Das Erkenntnisinteresse kann im Rahmen der Einleitung/ Problemstellung aufgeführt werden.

  • Forschungsstand und Quellenlage:
    Verschaffen sie sich einen Überblick zum Diskussionsstand ihres Themas und gehen auf diesen im Rahmen des Exposés ein. Dazu sollte die relevante wissenschaftliche Literatur und ggf. andere Quellen (bspw. Datensätze, Statistiken, etc.) gesichtet werden. Handelt es sich um ein bereits umfassend erforschtes Thema, so sollten auch Ergebnisse, Hypothesen oder Theorien aufgegriffen werden. Zusammengefasst:

    • Welche Erkenntnisse liegen vor?
    • Was ist bislang unzureichend untersucht?
    • Gibt es Widersprüche?
    • Für ein Exposé sind dabei lediglich die Kenntnisse über die wichtigsten Studien, Autor_innen oder Theorien relevant.
  • Forschungsfrage:
    Die Problemstellung mündet über die Forschungslücke in einer präzisen Forschungsfrage. Was soll ihre Arbeit am Ende konkret beantworten? Unterfragen und Hypothesen können diese noch ausdifferenzieren.

  • Methodik, Forschungsdesign
    Wie planen sie die Erarbeitung des ausgewählten Themas? Beschreiben sie möglichst konkret wie sie Erkenntnisse und Informationen sammeln, welche Methoden sie dabei nutzen (bspw. Literaturauswertung, Interviews, Umfragen, Inhaltsanalysen, Medienresonanzanalyse, etc.). Auch die Forschungsinstrumente sollten beschrieben und begründet werden.

  • Zielsetzung:
    Bei der Zielsetzung legen sie offen, was sie wie erforschen wollen. Zu welchem Ziel soll die Arbeit führen? Auch wenn die Ergebnisse ihrer Forschung erst am Ende der Ausarbeitung vorliegen, sollten sie sich bereits Gedanken machen, was letztlich das Ergebnis sein könnte oder sollte. Fragen können in diesem Zusammenhang sein:

    • Was will ich am Ende der Arbeit herausgefunden haben?
    • Warum ist es von Bedeutung, dies herauszufinden?
    • Was leistet meine Arbeit im Hinblick auf meine Fachdisziplin Fortschritt?)?
  • Vorarbeiten (geleistete und zu leistende):
    Was haben Sie im Vorfeld bereits gemacht bzw. welche Vorarbeiten sind nötig (wurde bereits Kontakt zu Interviewpartnern aufgenommen, saisonale Einschränkungen, Literatur zugänglich, Auslandsaufenthalte, im Rahmen anderer Arbeiten bereits mit Thema auseinandergesetzt)?

  • Gliederungsentwurf:
    Eine vorläufige Gliederung der geplanten Arbeit.

  • Zeitplan:
    Der Zeitplan kann bspw. mit Hilfe eines Gantt-Diagramms ausgearbeitet werden.

  • Literaturverzeichnis:
    Dem gewählten Zitierstil entsprechende Literaturangaben.

2.3.1.3 Vorteile eines Exposés

  • frühzeitige Auseinandersetzung mit einem Forschungsthema;
  • ermöglicht strukturiertes Vorgehen beim eigentlichen Schreibprozess:
    • Arbeitsschritte sind grob bekannt;
    • durch Präzisierung des Themas wird Themenabgrenzung und Fokus auf das Wesentliche begünstigt;
    • Zeitplanung wird vereinfacht;
    • Teile eines gut geschriebenen Exposés können als direkte oder indirekte Vorlage für bestimmte Abschnitte der eigentlichen Arbeit verwendet werden;
  • mögliche Fehler im Forschungsdesign können rechtzeitig vor der eigentlichen Bearbeitungsphase identifiziert werden;
  • Exposé kann auch als Bewerbungsunterlage für die Betreuung der anzufertigenden Bachelorarbeit genutzt werden.

Das Exposé ermöglicht zusammengefasst durch planvolles Vorgehen langfristig Zeitersparnis. Zudem wird der potentielle (Zeit-)Druck, der im Rahmen von Abschlussarbeiten eher Regel als Ausnahme ist, reduziert.

2.3.1.4 Nachteile eines Exposés?

  • es ist zunächst nicht möglich alle Probleme, Herausforderungen und Ergebnisse vorauszusehen.
  • es sollte zunächst Zeit investiert werden, um ein unterstützendes Exposé zu erstellen (langfristig führt dies aber wie erwähnt in der Regel zu Zeitersparnis)

2.3.1.5 Starthilfe für das Exposé

Das Exposé sollte in dem Schreibhabitat erarbeitet werden, in dem sie sich am wohlsten fühlen. Dabei sind die ersten Schritte oftmals schwierig. Bei Bedenken vor einem leeren Blatt lassen sich erste Ideen zum Exposé bspw. auch über das unten eingebundene Dokumentationselement erstellen.

Anleitung Dokumentationstool:

  • Empfehlenswert ist hier, das Ideen und Gedanken in ganzen Sätzen ausformuliert werden;
  • Die angebotenen Kategorien entsprechen zum Großteil Kapitelüberschriften, die Bestandteil eines Exposés sein können;
  • Nach ausfüllen der Dokumentation kann ein fertiges Dokument per Mausklick generiert werden;
  • Per Klick auf "Select all Text" ist eine Übertragung mittels Copy & Paste in die Schreibanwendung ihrer Wahl möglich;
  • Per Klick auf "Export Text" können sie sich eine DOCX-Datei generieren und abspeichern. In dieser können sie weiter an ihrem Exposé arbeiten.

Das H5P-Element "Aufschlag zum Exposé" kann auch hier genutzt werden.

2.3.2 Fragestellung

Für Forschungsfragen gilt zu beachten:

  • Sie sollten nicht zu weit gefasst werden:
    Eine zu breite bzw. zu umfangreiche Frage ist u.a. hinsichtlich Platz (bspw. Umfangsvorgabe im Rahmen der Abschlussprüfung), Zeit (Abgabefrist) und geringer Aussagekraft (es wird zu allgemein gearbeitet und geschrieben) zu vermeiden.
  • Es sollte eine verständliche Fragestellung sein:
    Die Frage sollte keinen Raum für Missverständnisse bieten. Dies kann passieren, wenn die Frage zu viele Informationen enthält. Die Frage sollte dementsprechend kurz, einfach verständlich und präzise formuliert sein.
  • Die Fragestellung sollte nicht widersprüchlich sein:
  • Die Frage muss beantwortbar sein:
    Eine Forschungsfrage sollte realistisch zu beantworten sein.
  • Keine falschen Vorannahmen in einer Forschungsfrage
  • Die Frage sollte sich nicht einfach mit ja oder nein beantworten lassen
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