Methoden aus den Fachdidaktik-Seminaren von Philippe Wampfler
Kontakt: phwampfler@gmail.com
Stand: 6. September 2021
Wenn nicht anders angegeben stehen alle Inhalte unter Lizenz CC-BY 4.0, d.h. Sie dürfen frei kopiert werden, wenn die Quelle angegeben wird.
Eine pdf-Version zum Download (Stand Mai 2021, teilweise unvollständig und fehlerhaft).
Deutschunterricht Kantonsschule Enge, 2021
Das oben abgebildete Kästchen aus »Frontalunterricht neu entdeckt« (3. Auflage, 2011; S. 36) kann als Grundüberlegung für eine Renaissance des Frontalunterrichts betrachtet werden. Seine »relative« Funktion wird dabei bei Gudjons auch so verwendet, dass damit gar nicht mehr Frontalunterricht gemeint ist, sondern ein bestimmtes Kommunikationssetting.
So bleibt von seiner These der Vorschlag, im Frontalunterricht didaktische Funktionen zu suchen.
Die SuS befinden sich grundsätzlich im Gruppenmodus, den sie sich nicht durch frontales Dozieren unterbrechen lassen möchten. Und das ist nichts Schlechtes, finde ich, ganz und gar nicht. Man muss diese Gruppenkräfte einfach intelligent wirken lassen.
Diese Einsicht von einem Studenten des Fachdidaktik-Moduls steht der Behauptung von Gudjons entgegen: Kooperative Lernformen setzen Kräfte frei und geben den Lernenden die Verantwortung für ihre Lernprozesse, sie aktivieren und schaffen auch sozialen Zusammenhalt und Austausch.
Didaktisch gute Sequenzen im Frontalunterricht orientieren sich an folgenden Überlegungen:
Die Basıs einer reichhaltigen Diskussionskultur im Sinne des Accountable Talks sind die Fragen und Antworten: Anstelle einer traditionellen Lehrgesprächssequenz werden Fragen auf die Antworten der Schülerinnen und Schüler gestellt, um die Antworten besser zu verstehe,. um die Lernenden zum Argumentieren, Begründen und Erklären zu bringen, ähnlich den beschriebenen Merkmalen der kognitiven Aktivierung. Die Antworten der Lernenden werden so zu einer Ressource für den Unterricht. „In accountable talk, the answer matters no less than the question. and the oral springboard for leamıng is what we do with what children say. Children's words are a precious teaching resource.” (Alexander. 2004)
Accountable Talk setzt sogenannte »Moves« ein, z.B. Zeit geben um nachzudenken, Kanäle offen halten (»haben das alle gehört«), verknüpfen (»kann das jemand wiederholen«, »wer möchte das ergänzen?«), nachprüfen und klären (»habe ich das richtig verstanden?«), Genauigkeit einfordern (»was meinen Sie, wenn Sie sagen, dass…«), Perspektiven vergleichen, Belege und Fachbegriffe einfordern (im Deutschunterricht häufig Textstellen), Begründungen zur Entfaltung bringen.
In Lehrvorträgen oder Vorführungen von Praktiken (Interpretation eines Gedichts, vgl. »Der Lehrer als Meisterleser« liefern Lehrpersonen für Klassen Input. Im Idealfall wird das klar deklariert, es ist für die Klassen klar, wie ihre Aktivitäten aussehen sollen und die Input-Phasen sind beschränkt (10 Minuten).
Folgende Fallen gilt es hingegen zu vermeiden:
Die Lehrperson formuliert eine Antwort einer Schülerin oder eines Schülers so, dass sie eine weiterführende Kernidee ausdrückt. Status: Trick, den man dosiert einsetzen darf.
Bild: Greta Sedlmayr, cargocollective.com/gretasedlmayr CC-BY-NC-ND
Die Gruppenarbeit muss von einem Auftrag ausgehen, bei dem mehrere Personen nötig sind, die jeweils Arbeitsschritte übernehmen oder Perspektiven einbringen. So gelangt jede Gruppe zu einem Ergebnis, das für andere Lernende interessant ist und in ihren Lernprozess integriert werden kann.
Peter Gallin und Urs Ruf haben die Idee des dialogischen Lernens an der Uni Zürich entwickelt.
In ihrem Grundlagenwerk Dialogisches Lernen in Sprache und Mathematik schreiben sie (Bd. 2, S. 96):
In der Schule treffen Menschen, die etwas wissen, auf Menschen, die das, was die Wissenden wissen, noch nicht wissen. Das Wissen der Wissenden ist nicht nur das Ziel, das die Nichtwissenden zu erreichen haben, sondern meist auch die Norm, an der sie laufend gemessen werden. Und hier passiert das Unglück. Weil die Wissenden in der Regel nicht die Produzenten des Wissens sind, das sie verwalten, sondern bloß dessen Vermittler, erscheint Nichtwissen als Makel. Fehlt einer Lehrkraft die Erfahrung des Produzierens – ist sie also immer nur Lehrende und nie Forschende –, so ist sie auch nicht in der Lage, einen Lernprozess kompetent zu begleiten und zu beurteilen. Sie misst dann alles, was die Schüler sagen und tun, an dem, was sie sagen und tun müssten, wenn sie schon wüssten, was es zu wissen gibt. Und was es zu wissen gibt, ist in den Lehrplänen und Lehrbüchern verbindlich festgehalten. Lehrkräfte, die ihr Wissen immer nur aus Lehrbüchern beziehen und sich nie persönlich in ihre Stoffe vertiefen, um sie aus eigener Kraft und in eigener Verantwortung zu durchdringen, haben nur eine sehr einseitige Vorstellung vom Wissen. Sie kennen bloß seine glatte Oberfläche, nicht aber sein eigenwilliges Innenleben. Sie wissen nicht, woher das Wissen kommt und wohin es strebt, sie wissen nur, was jetzt gerade gilt. Und das reicht nicht aus für den Lehrerberuf.
Die Lösung von Ruf und Gallin besteht in einer einfachen Methode, bestehend aus vier Schritten:
Diese Systematik muss nicht den ganzen Unterricht prägen, sondern kann in Lernsequenzen eingesetzt werden, um ein Grundproblem zu lösen: Für Lehrpersonen ist es oft schwierig, die Perspektive und den Wissensaufbau von Lernenden zu verstehen.
Literaturhinweis und Quelle dieses Bildes: Badr/Ruf: Dialogischer Unterricht als pädagogisches Versuchshandeln, 2005
Richard Wells, EduWells.com
Lehrpersonen sollten sich folgende Fragen stellen, bevor sie Unterrichtsgespräche durchführen:
Yomb May: Abiturwissen Deutsch, Reclam
Lehrbücher haben den Vorzug, größere Zusammenhänge abzubilden. Sie erlauben Schülerinnen und Schülern eine Orientierung, die im notwendigerweise selektiven Unterricht unter Umständen nicht möglich ist.
Andererseits kann es frustrierend sein, nur Auszüge aus Büchern im Unterricht zu behandeln. Hier kommen dann Arbeitsblätter und Skripte zum Einsatz.
Bei Materialien, die ihr für Lernende gestaltet, ist es wichtig, von ihrer Nutzung auszugehen. Wo würden sie etwas handschriftlich eintragen? Was muss für sie vormarkiert sein, wo wollten sie selber Wichtiges hervorheben können?
Daraus leiten sich die folgenden Prinzipien ab:
Wie genau müssen Quellen angegeben werden? Hier gibt es eine große Bandbreite unter den Lehrerinnen und Lehrern: Einige geben keine Quellen an, andere tun das wissenschaftlich. Für mich bietet sich ein Mittelweg an: Ich gebe Quellen an, aber in einer vereinfachten Form (Link, teilweise Autor*in, Titel, Erscheinungsjahr). Das tue ich auch, wenn ich von anderen Lehrpersonen etwas übernehme.
Ich habe meine Layouts immer wieder verändert. Aus meiner Sicht lohnt es sich, einen eigenen Stil zu suchen und zu finden. Blätter und Skripte so zu gestalten, dass die Schüler*innen wissen, von dem die Blätter sind. Mit Formatvorlagen und Dokumentvorlagen könnt ihr dann sehr schnell neue Dokumente erzeugen.
Nach Ruf und Gallin muss ein guter Auftrag folgende Eigenschaften erfüllen:
Ein Arbeitsblatt ist in meinem Verständnis ein erweiterter Auftrag, d.h. es schafft verschiedene Zugänge zu einem Thema; erlaubt allen Schülerinnen und Schülern, sich aktiv mit den Fragestellungen auseinanderzusetzen.
Ein Arbeitsblatt mündet im Idealfall in ein anregendes Unterrichtsgespräch, in dem Fragen aufgegriffen und aus anderen Perspektiven diskutiert werden.
Im schlechteren Fall wird es korrigiert – alles, was eindeutig lösbar ist, korrigieren am Gymnasium die Schüler*innen selber.
In einem Buchkapitel hat Heiner Willenberg 2007 die Methode »Der Lehrer als Meisterleser« eingeführt. Zentral ist dabei, dass eine Lehrperson
Mit der Begrifflichkeit nimmt Willenberg Bezug auf die Ausbildung im 19. Jahrhundert, in welcher die Meister-Lehrling-Beziehung einen hohen Stellenwert hatte.
Grundsätzlich geht es bei der Methode darum, strategische Verfahren für eine gezielte Lektüre vorzustellen und einzuüben. Als Beispiel: Jeden Abschnitt eines Sachtextes mit einem Wort zusammenfassen, um später einen Überblick zu erhalten.
Dieses Verfahren lässt sich auch schriftlich formulieren, beispielsweise auf einem Blatt: »Tipps für den Umgang mit komplexen Sachtexten.«
Beim Einüben verwendet die Lehrperson nun zuerst etwas, was Willenberg als »Öffnen von Denkprozessen« bezeichnet. Das hat mehrere Funktionen:
Diese Probleme befinden sich in der »Zone proximaler Entwicklung« (Wygotski) von lesenden Schülerinnnen und Schülern, d.h es handelt sich um Schwierigkeiten, die sie noch nicht bewältigen können – oder erst unter Anleitung von anderen. Die Wahl der Probleme muss also so erfolgen, dass weder eine Unterforderung noch eine Überforderung erfolgt.
Schrittweise muss das Vorgehen der Lehrperson deshalb sein, dass deutlich wird, mit welchem Verfahren welche Arbeitsschritte ausgeführt werden. Es sollte vermieden werden, viele Probleme gleichzeitig zu lösen (also z.B. einen Text direkt zu interpretieren). Die verwendeten Schritte sollten die Schülerinnen und Schüler selber umsetzen können.
Quelle: Steinbrenner/Wiprächtinger-Geppert, 2006
Das Heidelberger Modell des literarischen Unterrichtsgesprächs eignet sich für eine erste Begegnung mit einem kurzen Text (1 A4-Seite). Meist werden Gedichte oder kurze Prosa-Texte so gelesen. Sinnvoll ist ein Gespräch in einer Gruppe von 8-10 Personen.
Das literarische Unterichtsgespräch geht als Methode davon aus, dass Lehrpersonen und Schüler*innen dialogisch über literarische Texte sprechen, und die Wahrnehmung und Deutung aller Beteiligten einen Wert für alle anderen hat. Im Hintergrund steht die Themenzentrierte Interaktion von Ruth Cohn.
Die Lehrerin oder der Lehrer strebt eine »partizipierende Leitung« an (ebd., S. 3):
Partizipierende Leitung heißt, dass sich die Lehrperson nicht nur in [ihrer] Funktion als Gesprächsleitung, sondern auch als Teilnehmende in das Gespräch einbringt.
Steinbrenner und Wiprächtinger-Geppert formulieren neun Kompetenzen, welche die Schüler*innen mit dieser Methode erwerben und üben:
Die Methode ist stärker eine Haltung denn ein konkretes Verfahren. Gleichwohl empfiehlt sich der auf der ersten Seite abgebildete Ablauf.
Schülerinnen und Schüler sollten nicht unter Druck gesetzt werden, etwas zu sagen – schweigen ist erlaubt. Sie sollten jedoch Lust bekommen, ihre Sicht auf den Text einzubringen, auch wenn sie ihn nicht vollständig verstanden und erfasst haben.
Ziel des literarischen Unterrichtsgesprächs ist nicht eine stringente Interpretation, sondern das gemeinsame Suchen nach Sinnmöglichkeiten. Auch zum Schluss muss kein fertiges Produkt entstehen – entscheidend ist vielmehr, dass im Gespräch selbst unterschiedliche Bedeutungsmöglichkeiten und das gemeinsame Bemühen um den Text erfahrbar werden und die Schülerinnen und Schüler und der Text zur Sprache kommen. (ebd., S. 9)
Basiert auf:
Steinbrenner, Marcus und Wiprächtinger-Geppert, Maja (2006): Verstehen und Nicht-Verstehen im Gespräch. Das Heidelberger Modell des literarischen Unterrichtsgesprächs. In: Literatur im Unterricht 7(3), 2006, hier zitiert nach einer Online-Version.
In einer Standardvariante wird Kahoot! (wie auch andere Tools) verwendet, um aus verschiedenen Antwortvorschlägen eine korrekte Lösung auszuwählen.
Beispiel: Klett-Verlag.
Das ist hier nicht gemeint: Vielmehr geht es darum, Wissen, Wahrnehmung und Einschätzungen einer Gruppe sichtbar zu machen, ein eigenes Urteil oder eine eigene Sicht mit Daten aus der ganzen Lerngruppe zu vergleichen. Das ist als Anregung für ein Gespräch oder eine vertiefte sprachliche Auseinandersetzung gedacht – während Kahoot! Sprache durch Knopfdruck ersetzt.
Vgl. dazu Kahoot im Deutschunterricht – eine didaktische Analyse
Mentimeter ist als Anregung gedacht, um Reflexionsprozesse auf mehreren Ebenen anzustoßen. Grundsätzlich geht es darum, dass Schülerinnen und Schüler ihre Sichtweisen und Interpretationen mit denen anderer vergleichen können und ihre Urteile überdenken, begründen, diskutieren lernen.
Mentimeter ist mit dem Ja-/Nein-Spiel oder »4 Corners« vergleichbar: Dort positionieren sich alle im Raum (entweder indem sie sich auf die Ja- oder Nein-Seite stellen oder zu der Aussage, der sie am stärksten zustimmen), hier äußern sich alle anonym in einer App und sehen dann das Gesamtbild. Das räumliche Setting empfiehlt sich, wenn sichtbar sein soll, wer wie antwortet – Mentimeter dann, wenn das gerade nicht sichtbar sein soll.
Mentimeter funktioniert wie PowerPoint – es werden Folien aneinandergereiht. Dabei gibt es die Wahl zwischen verschiedenen interaktiven Formaten. Die Schülerinnen und Schüler beteiligen sich dabei via Smartphone (oder Laptop). Sie wählen dabei für sich die zutreffenden Optionen und auf dem Bild des Projektors erscheint die Gesamtsicht.
Mentimeter funktioniert wie PowerPoint – es werden Folien aneinandergereiht. Dabei gibt es die Wahl zwischen verschiedenen interaktiven Formaten. Die Schülerinnen und Schüler beteiligen sich dabei via Smartphone (oder Laptop). Sie wählen dabei für sich die zutreffenden Optionen und auf dem Bild des Projektors erscheint die Gesamtsicht.
Oft ist es sinnvoll, während der Bearbeitungsphase den Projektor auf »AV mute« zu schalten, damit sich niemand exponiert fühlt oder sich von den Resultaten der schnelleren Schüler*innen beeinflussen lässt. Mentimeter bietet eine entsprechende Funktion auch als Menu an.
Auch wenn zu lange Frontalphasen verpönt (und wirkungslos) sind: Gute und kurze Lehrvorträge sind ein sinnvolles didaktisches Werkzeug. Schüler*innen hören Lehrpersonen gerne zu, wenn sie Zusammenhänge lebendig und anschaulich erklären.
Entscheidend ist ein Punkt: Lehrvorträge sollen nicht mit anderen Formen vermischt werden, sondern klar deklariert und in der Planung vorgesehen werden. Besonders problematisch ist es, Lehrvorträge als fragend-entwickelnden Unterricht zu gestalten.
Folien dürfen die Ausführungen nicht ersetzen. Sie sollen im Vortrag erklärt werden, Dinge veranschaulichen oder verdeutlichen, die anders nicht verdeutlicht werden können. Oft reicht dafür auch Wandtafel oder Visualizer. Bitte Bullet-Point-Präsentationen vermeiden!
Schüler*innen sollten wissen, dass ein Lehrvortrag folgt und aufgefordert werden, ihn auf eine bestimmte Art und Weise aufzunehmen (z.B. Notizen zu machen, Informationen mitzunehmen).
In einem Folgeauftrag sollen sie auf den Lehrvortrag reagieren können, ihn anwenden und verwerten können. Es sollte unbedingt möglich sein, Fragen zu stellen.
Im Netz gibt es viele Erklärvideo, die Klassen zur Verfügung gestellt werden können. Es ist zudem recht einfach, eigene Erklärvideos aufzunehmen, z.B. mit der Loom oder mmhmm.
Wer also Lehrvorträge im Unterricht halten will, sollte sich fragen:
Blackout-Poetry zu Hesses Steppenwolf, Quelle Christian Schenk
Schreiben ist im Deutschunterricht auch eine Auseinandersetzung mit literarischen Vorlagen. Unter dem Paradigma des produktionsorientierten Literaturunterrichts entstanden in den letz-ten Jahrzehnten Vorschläge, wie Lernende in aktiver Auseinandersetzung mit Texten eigene Lernprodukte entwickeln können.
Ein Beispiel dafür ist Blackout-Poetry: Durch das Schwärzen einer Seite eines Textes entsteht ein neuer Text, etwa ein kurzes Gedicht.
Produktionsorientierter Literaturunterricht hat ein mehrfaches Ziel (Haas/Menzel/Spinner, 25):
Die Haltung, sich Texte anzueignen und sie in eigenen kreativen Verfahren zu bearbeiten gehört zur Unterrichtskultur – d.h. sie wird gepflegt, entwickelt und kommt bei verschiedenartigen Lektüreformen zum Einsatz.
Gleichwohl ist es sinnvoll, bei der Vorbereitung
Eine wichtige Sicht darauf ist, dass Beschränkungen kreativ machen (können). Beschränkungen meint nicht, Rezepte vorzugeben und Lernende Schritt für Schritt arbeiten zu lassen – vielmehr geht es darum, ein bestimmtes Werkzeug kreativ einzusetzen (also z.B. das Verfahren, Wörter durchzustreichen, um einen neuen Text zu erzeugen).
Bei der Durchführung sollten Lernende viele Freiheiten genießen, also genuin projektartig arbeiten. Das bedeutet dann aber auch, dass sie ihre Produkte zeigen und präsentieren sollen.
@klopstock_kantibaden, Monika Stiller 2018
Literatur:
Tilman von Brand: Handlungs- und Produktionsorientierung im Literaturunterricht. Praxis Deutsch 276/2019.
Haas/Menzel/Spinner: Handlungs- und produktionsorientierter Literaturunterricht, Praxis Deutsch 71/1999.
Quelle: https://twitter.com/tofuecken/status/1258284892183498752
Gestärkt durch die Diglossie-Situation in der Schweiz dient Grammatik in der Volksschule oft dazu, Sprachnormen zu vermitteln.
Am Gymnasium müssen die entsprechenden Kenntnisse ebenfalls aufgebaut (besonders am Langzeitgymnasium) und gefestigt werden (Kurzzeitgymnasium). Danach sollten sie aber so er-weitert werden, dass propädeutische linguistische Fragestellungen bearbeitet werden können. Das gelingt, wenn Sprachwandel beobachtet, beschrieben und erklärt wird.
Diese beiden Beispiele können Ansatzpunkt für eine Reihe von Forschungsfragen sein:
Damit Klassen produktiv mit Forschungsaufgaben umgehen können, braucht es einige Vorausset-zungen.
Damit Klassen produktiv mit Forschungsaufgaben umgehen können, braucht es einige Vorausset-zungen.
Material zu einer ausführlichen Unterrichtseinheit zur Grammatik des Schweizerdeutschen gibt es hier:
https://unterricht.phwa.ch/grammatik-des-schweizerdeutschen/
Screenshot Philippe Wampfler, Bild stammt von Sofatutor
Jöran Muuß-Merholz unterscheidet auf joeran.de/powerpoint-tohuwabohu drei Funktionen von Vortragsfolien:
Diese Funktionen vermischen sich oft – auch im Unterricht. Für Muuß-Merholz ergibt sich daraus ein plausibler Schluss:
Folien dienen ausschließlich der Visualisierung des Vortrags. Die Dokumentation des Vortrags und das Skript des Vortragenden haben auf der Leinwand nichts verloren!
Daran kann man sich im Unterricht gut orientieren. Hilfreich dürfte auch eine weitere Unterscheidung sein.
Neben der Funktion der Folien muss das Setting genauer betrachtet werden, in dem die Folien eingesetzt werden. Das lässt sich am folgenden Beispiel einer Folie zeigen:
Diese Folie kann nicht allein stehen, weil nicht klar ist, welche Passage hier genau gezeigt wird, was in der Handschrift steht etc. In einem Lehrvortrag verweist die Lehrperson evtl. auf eine Passage im Dramentext – in einem Erklärvideo blendet sie den Text ein und liest ihn vor – und in einem Unterrichtsgespräch entschlüsselt die Klasse gemeinsam, was da stehen könnte.
Das hat einen Einfluss auf die Gestaltung der Präsentation. Kurz gefasst gelten folgende Tipps:
Menu der Liberating Structures, Quelle: liberatingstructures.de
I am constantly thinking about how I can create and frame the structural parameters so that participant conversations are focused and yet are allowed to expand and deepen.
Arvind Singhal über seine Seminare (zitiert in Lipmanowicz/McCandless 2013, S. 163)
Liberating Structures bezieht sich auf vier unterschiedliche Aspekte:
Die 33 Methoden, welche den Liberating-Structures-Pool ausmachen, verteilen die Kontrolle
über eine Sitzung an alle Teilnehmenden und erlauben ihnen mitzubestimmen, wie die weitere
Arbeit aussieht. Ein Beispiel kann, das verdeutlichen. Es heißt 1-2-4-all:
Liberating Structures ist ein didaktischer Zugang zu Videokonferenzen, der sie als wesentliches Element für das Lernen und den Austausch von Lernenden versteht. Liberating Structures gehen über die spezifische mediale Affordanz von Videokonferenzen hinaus und schaffen einen Rahmen für eine Lernkultur, in der es selbstverständlich ist, didaktisch sinnvolle Formen der digitalen Interaktion einzusetzen. Liberating Structures führt zu einer Balance zwischen Kontrolle und Struktur: Nicht zu viel Kontrolle, aber dennoch genügend Struktur.
Liberating Structures bezeichnen einen emanzipatorischen Ansatz, der Lernende befähigt, mit den Strukturen selbstbestimmt und demokratisch über Methoden, Didaktik und Lernen nachzudenken.
Der Talking Stick, der in mehreren Liberating-Structures-Settings eine Rolle spielt, illustriert das: Wer ein Objekt in der Hand h lt, darf sprechen und gibt das Rederecht dann weiter.
So wird deutlich, dass alle eine Verantwortung für das Rederecht haben und es gemeinsam verwaltet wird – im Gegensatz zu Schulsettings, in denen die Lehrkraft bestimmt, wer wie lange reden darf. Liberating Structures sind oft so gestaltet, dass es wichtig ist, von allen zu hören, alle reden zu lassen, allen zuzuhören.
Lipmanowicz, Henri und McCandless, Keith (2013): The Surprising Power of Liberating Structures: Simple Rules to Unleash A Culture of Innovation. Seattle WA: Liberating Structures Press. https://www.liberatingstructures.com/
Sketchnote von @lern_stoff
Think-Pair-Share ist ein Grundmodell des kooperativen Lernens. Es bezieht Austausch- und Kommunikationsprozesse in den Lernprozess ein, um lernen metakognitiv bewusster zu machen
und Lerninhalte klarer analysieren zu können.
Die Problemstellung
Ein Klasse hat Hausaufgaben erledigt. Wie muss die anschließende Lernphase gestaltet werden, in der
Lösungsvorschläge
Es ist sicher sinnvoll zu variieren beim Feedback auf Hausaufgaben. Auf der zweiten Seite finden sich Vorschläge, wie sinnvoll mit Hausaufgaben umgegangen werden könnte. Es empfiehlt sich auch, mit Schüler*innen immer wieder darüber zu sprechen, was für Sie sinnvoll erscheint.
Didaktisch gesehen geht es um die Frage, wie man einen Text im Unterricht zum Klingen bringt. Aus der Perspektive der Lernenden steht ein anderes Problem im Mittelpunkt: Wie können sie lernen, einen anspruchsvollen literarischen Text ansprechend zu lesen?
Grundsätzlich gibt es drei Möglichkeiten, wie man vorgehen kann:
Spontan vorlesen lassen ist für eine erste Begegnung mit einem anspruchsvollen literarischen Text nicht immer ideal. Was die Schüler*innen hören, ist nicht, wie der Text klingt, sondern wie ihn ein unvorbereitetes Mitglied der Klasse zum Klingen bringt.
Was tun? Einige Vorschläge:
Littwin (2018) plädiert dafür, sich an der gesprochenen Sprache zu orientieren (und nicht etwa schriftliche Zeichen in Texten lautlich zu repräsentieren). In ihrem Text findet man im Anhang eine ganze Reihe an Übungen. Sie beschreibt ihre Methode wie folgt (S. 64):
Spezielle Übungen waren darauf ausgerichtet, die Aufmerksamkeit auf einzelne gestalterische Sprech- und Lesefähigkeiten zu richten und wurden zum Teil eine ganze Unterrichtsstunde lang durchgeführt. Es gab gezielte Übungen zum sprechenden, langsamen, situativen und körperbetonten Vorlesen sowie zur Pausensetzung. Diese Bereiche wurden bewusst gewählt, denn es sollten Analogien zum Alltag hergestellt werden, die es den Kindern ermöglichen, so vorzulesen, wie sie sprechen.
aus: Littwin, Gloria (2018): Auf dem Weg zu einer Didaktik des Vorlesens. Zur Lernbarkeit prosodiebezogener Sprech- und Lesefähigkeiten. In: Leseräume, Zeitschrift für Literalität in Schule und Forschung, 5/2018, S. 58-80.
Gerade wenn es um Gedichte geht, könnte ein Lernprodukt darin bestehen, Texte einzuspre-chen und sie klanglich zu interpretieren. Das geht mit Smartphones recht einfach, andere Grup-pen können dann die Lesungen anhören und kommentieren – es wäre auch denkbar, sie mit gesprochenen Texten auf Lyrikline zu vergleichen.
Bux-App, Werbung
Da immer mehr Klassen mit Laptops oder Tablets ausgerüstet sind, müssen dafür digitale Lehr-mittel bereitgestellt werden, die mehr sind als digitalisierte Bücher.
Im Folgenden eine Vorstellung von drei Möglichkeiten mit einer kurzen Einschätzung.
Die App bietet Stadtrundgänge durch Zürich an – viele davon zu literarischen Themen (das Bild zeigt nur einen Ausschnitt).
Die Stadtrundgänge funktionieren teilweise in einer Web-App, die meisten aber nur mit iOS. Schüler*innen ohne iPhone müssen sich deshalb Geräte leihen, was etwas mühsam sein kann. Die App ist kostenlos nutzbar.
Die Rundgänge könnten entweder ein Gruppenprojekt sein (alle absolvieren unterschiedliche und werten das aus) oder eine Vertiefung zu einer Lektüre oder einer Unterrichtseinheit.
Beat Knaus ist Deutschlehrer an der Neuen Kantonsschule Aarau, er hat begriffen.ch konzipiert. Das Tool ist eine Sammlung von Lernkärtchen, mit denen Schüler*innen Herzen sammeln kön-nen. Ergänzend sind auch Theorietexte verfügbar, auf die sich die Kärtchen beziehen.
Begriffen.ch ist kostenpflichtig, einie Schulen haben aber bereits Lizenzen.
Falls man eigene Kärtchen machen möchte, kann man das Tool unter wit.app nutzen.
Die Kantone St. Gallen und Zürich entwickeln mit Lernnavi ein adaptives Lehrmittel, um die basalen Kompetenzen im Fach Deutsch zu sichern. Das Tool wird Schulen ab 2021 zur Verfügung stehen.
Neben Goethe haben Sie im Deutschunterricht Schiller, Büchner, Brecht oder Kafka behandelt. Hand aufs Herz: Wer hat jede dieser 2000 Seiten gelesen? Drei von elf Schülern strecken auf. […]
Carla: Häufig lese ich zuerst eine Zusammenfassung und überfliege den Text, um darin das Wichtigste zu finden. Wenn ich gar keine Zeit habe, lese ich nur die Zusammenfassung und hoffe, dass sie stimmt.
Alba: Wenn ich merke, das Buch interessiert mich nicht und es gibt keine Prüfung dazu, dann lese ich es nicht fertig.Carla: Früher habe ich viel mehr gelesen. Jetzt eigentlich nur noch, wenn ich krank bin oder Ferien habe. Das Problem ist, dass man in der Schule lesen muss. In diesen vier Jahren hatten wir nicht ein Quartal, wo wir kein Buch lesen mussten.
alle Zitate: Patric Marino, Die Deutschstunde (NZZ Folio, April 2019)
Lektüregewohnheiten verändern sich und passen sich an mediale Alltagserfahrungen an.
Menschen nehmen Erzählungen heute über primär audiovisuell wahr. Das muss der Deutschunterricht berücksichtigen und mit Schülerinnen gemeinsam nach Lösungen suchen. Dann passen sich die Erwartungen an, sie werden realistisch. Und die Schülerinnen erscheinen nicht faul oder demotiviert.
Weitere Ideen und Vorschläge: Die Fiktion des Lesens
Screenshot Jelinek: Die Klavierspielerin, epub
Einige Schüler*innen lesen gern, genau und viel. Sie können auch anspruchsvolle Texte alleine bewältigen. Andere lesen fleißig, haben aber mehr Mühe. Weitere lesen eher oberflächlich, vielleicht auch lustlos.
Sie haben in den Sicherungsphasen unterschiedliche Bedürfnisse, was für Abwechslung oder Auswahlmöglichkeiten spricht.