# Der Golfstrom --- ![](https://i.imgur.com/n1axvHx.gif) ## Was ist der Golfstrom? "Als Golfstrom wird traditionell die 1513 von Ponce de Leon und seiner Besatzung entdeckte (und schon zwei Jahrzehnte später als Grundlage für die spanische Schiffsroutenberatung genutzte) starke horizontale Meeresströmung an der Oberfläche bezeichnet, die nahe der US-amerikanischen Ostküste von Florida bis North Carolina verläuft. Bei Kap Hatteras auf 35 Grad Nord löst sich der Strom von der Küste und dringt als gebündelter Strahlstrom mit etwa 5 km/h auf 50 km Breite in den offenen Atlantik vor. Nach der Ablösung fängt die Strömung an zu flackern wie eine Kerze mit zu langem Docht. In unregelmässigen Abständen lösen sich geschlossene Ringe ab, die sich dann wie Tiefdruckgebiete der Atmosphäre fortbewegen, aber Lebenszeiten von vielen Monaten erreichen können. Nach etwa 1500 km verliert sich der Charakter als gebündelter Strom, man bezeichnet die Verzweigungen als Golfstromausläufer, den nach Norwegen reichenden Ast auch als Nordatlantischen Strom. Man vermeidet terminologische Schwierigkeiten, wenn man allgemein vom "Golfstromsystem" spricht. Wie von der Wetterkarte vertraut, läuft auch die Strömung des Golfstroms parallel zu Linien gleichen Drucks (Geostrophie), das ist in diesem Fall die Auslenkung der Meeresoberfläche, die von speziellen Satelliten aus bis auf wenige Zentimeter genau erfasst werden kann ("Altimetrie"'). Über die Entstehung dieser Struktur wurde lange gerätselt; der Name deutet auf heute als irrig angesehene Überlegungen. Eine mathematisch exakte Erklärung, die dann allerdings verblüffend einfach wirkte, wurde erst 1947 angegeben. Die Ursachen sind die von der atmosphärischen Zirkulation aufgezwungene Drehbewegung (Passate aus östlichen Richtungen in den Tropen und Westwinde in mittleren Breiten) und die nach Norden zunehmende Wirkung der Erdrotation auf die Bewegung des Wassers. Das Bild zeigt die Abweichung der aktuellen Oberflächenauslenkung gegenüber dem langjährigen Mittel, wie sie vom Satelliten gemessen wurde. Nach Kombination mit ozeano-graphischer Basisinformation (Temperatur und Salzgehalt der oberen 1000 m) wurde eine Darstellung erzeugt, die eine Momentaufnahme der Auslenkung gegenüber einer Fläche gleichen Schwerepotentials darstellt. Je schärfer der Farbsprung, desto stärker die lokale Strömung. Die weissen Bereiche kennzeichnen Gebiete, in denen der Ozean flacher als 1000 Meter ist, so dass die Analyse nicht möglich ist. Die Strömung führt warmes tropisches Wasser in Richtung Europa und begünstigt damit das, im Vergleich zu anderen Gebieten derselben geographischen Breite, ungewöhnlich milde Klima West- und Nordeuropas. Die Abbildung aus einer NASA Broschüre zeigt für einen Wintertag die Oberflächentemperatur im westlichen Nordatlantik, von kaltem Blau bis warmem Rot. In den letzten Jahren ist ein anderer, vertikaler Aspekt der Zirkulation ins Interesse auch der Öffentlichkeit gelangt: das an der Oberfläche überwiegend nach Norden strömende Wasser kehrt nach Abkühlung in tiefen Schichten in den südlichen Ozean zurück. Dies ist in dem populären Bild des Ozeanischen Förderbandes von Broecker bewusst grob vereinfachend schematisch dargestellt. Der damit verbundene Transport von Wärme nach Norden wird auf über ein Petawatt abgeschätzt, das sind 300 Millionen Kilowattstunden pro Sekunde(!)."" --- ## Bricht der Golfstrom ab? Kann dies eine neue Eiszeit hervorrufen? "Die kurze Antwort ist: Nein. Einen Golfstrom wird es immer geben, solange der Atlantik von Kontinenten umgeben ist, sich die Erde dreht und die Passat- und Westwinde wehen. Der Golfstrom kann also nicht abreißen. Ebensowenig kann die menschengemachte globale Erwärmung eine globale Abkühlung, vergleichbar mit der letzten Eiszeit, nach sich ziehen. Wenn man sich allerdings fragt, was zu dem relativ milden Klima West- und Nordeuropas führt, verglichen mit anderen Gegenden gleicher geographischer Breite, fällt die Antwort komplizierter aus. Die landläufige Vorstellung, der Golfstrom an sich heize Europa, ist zu unpräzise, um mögliche abrupte Klimaänderungen zu verstehen. Teile des Golfstromwassers dringen als relativ warme Strömung bis in hohe nördliche Breiten vor, wo sie ihre Wärme an die Atmosphäre abgeben, dadurch abkühlen und bis in große Tiefen absinken. Die klimatischen Verhältnisse in West- und Nordeuropa sind also ein Ergebnis des Zusammenspiels von warmer Oberflächenströmung und kalter Tiefenströmung. Dieses Strömungsmuster könnte als Folge der globalen Erwärmung durchaus unterbrochen werden und in West- und Nordeuropa zu einer Abkühlung führen. Dies wäre aber nicht dasselbe wie ein Abreißen des Golfstroms, so hat etwa der Pazifik einen dem Golfstrom des Atlantiks entsprechenden Strom, den Kuroschio, aber kein entsprechendes Absinken in hohen Breiten. Infolgedessen ist der Nordostpazik um 3 bis 5 Grad kälter als der Nordostatlantik. Bei einem Abriss der Tiefenzirkulation wäre eine solche Abkühlung auch im Nordatlantik zu erwarten. Wir wissen, dass eine solche Veränderung im Prinzip möglich ist. Wir kennen aber weder ihre Wahrscheinlichkeit (ein Promill? Zehn Prozent?), noch wann sie erfolgen würde (in fünfzig Jahren? In zweihundert Jahren?), noch wie schnell der Übergang geschehen könnte (ein Jahrzehnt? Zwei Jahrzehnte? Ein Jahrhundert?) oder nennenswerte Details der klimatischen Folgen für West- und Nordeuropa (ausser, dass es kälter würde). Eine globale Abkühlung, vergleichbar einer Eiszeit, kann man aber ausschließen, weil die schlussendliche Ursache die globale Erwärmung durch den verstärkten Treibhauseffekt ist." > Quelle: https://www.mpimet.mpg.de/kommunikation/fragen-zu-klima-faq/