# 2.2 Fachinformationen finden - Recherche
`HINWEIS: Das Thema Recherche verteilt sich auf zwei Termine (21.10. & 04.11.). Für eine klarere Struktur wird das Thema jedoch komplett im folgenden Kapitel zusammengefasst.`
In unserem Kontext hat die Literaturrecherche das Ziel der Beantwortung einer wissenschaftlichen Fragestellung. Durch die Recherche eignen wir uns Kenntnisse eines Fachgebietes an. Keine wissenschaftliche Arbeit entsteht aus dem Bauch heraus und somit bilden die Ergebnisse der Literaturrecherche eine Art Fundament für die Schreibenden. Sie dient der Kenntnisaneignung eines Fachgebiets, der Gewinnung einer Übersicht des aktuellen Forschungsstands und der daraus resultierenden Identifikation von Problemen bzw. Fragen. Konkret: Ohne die Recherche kann die wissenschaftliche Arbeit, im Rahmen welcher Aussagen, Theorien, Hypothesen oder Ergebnisse begründet werden, nicht angefertigt werden. Da dabei nicht alle Belege selbst erarbeitet werden können und sollten (es wurden ja bereits Grundlagen erarbeitet, bestimmte Werte gemessen, etc.) liefern Quellen diese Informationen. Die Herausforderung besteht also im Kennen oder finden der jeweiligen Quellen sowie der kritischen Auseinandersetzung des bereits vorhandenen Wissens im Kontext der eigenen Forschung bzw. Forschungsfrage.
Von Bedeutung für die Recherche sind Suchwerkzeuge, Recherchestrategien und Recherchehilfsmittel, auf die in den kommenden Unterkapiteln eingegangen wird.
## 2.2.1 Diskussion im Plenum: “Was sind für Sie die größten Herausforderungen beim Umgang mit Informationen beim wissenschaftlichen Arbeiten?”
Jeder von uns hat ganz individuelle Herausforderungen und Bedürfnisse bei der Informationsrecherche.
Folgende Aspekte wurden dabei im Rahmen des Seminars besprochen:
* Möglichst schnell an Dokumente kommen
* Struktur der Recherche kann dies unterstützen (siehe u.a. Suchstrategien, Suchinstrumente)
* Übersehe ich wichtige Informationen
* Recherchediagramm gewährleistet Übersicht über Recherchevorgehen
* Informationsüberfluss
* Erste Gegenmaßnahme: "Gute" Themenabgrenzung
* "Qualität" der gefundenen Informationen
* Sind die gefundenen Informationen im Kontext meines Themas für mich brauchbar? (siehe u.a. Checkliste "Quellenbewertung")

*Bedürfnisse und Gefühle bei der Recherche (Florian Hagen, [CC BY 4.0](https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de)).*
## 2.2.2 Praktische Rechercheübung
Diskutieren sie für den Einstieg in die Recherche in der Gruppe, wie Sie die folgenden Aufsätze gefunden haben. Berücksichtigen sie dabei:
* Gibt es alternative Wege zum Dokument?
* Wo sind Sie nicht weitergekommen?
* Warum nicht?
* Was hat Sie überrascht?
* Was ist Ihnen aufgefallen?
```
Rechercheaufgabe 1:
Prashant Kumar, Boulent Imam: Footprints of air pollution and changing
environment on the sustainability of built infrastructure. Science of the
Total Environment 2013, Vol.444, pp.85-101
```
**Lösung Rechercheaufgabe 1:**
* Zugriff: Online im TUHH-Internet auf Verlags-Website.
* Am einfachsten via Google.
* Alternativ: Suche nach Artikel oder der Zeitschrift „Science of the Total Environment “ in tub.find.
```
Rechercheaufgabe 2:
Sparrow, B.; Liu, J.; Wegner, D. M.: Google Effects on Memory: Cognitive
Consequences of Having Information at Our Fingertips. Science 333 (2011)
6043, 776-778.
```
**Lösung Rechercheaufgabe 2:**
* Der Zugriff ist Online möglich, da eine Autorenkopie existiert
* Wie würden Sie an den Volltext kommen, wenn der Autor sein PDF nicht ins Netz gestellt hätte?
* Gedruckte Ausgabe im TU-Bestand bestellen. Da die Recherche nach dem Titel "Science" mitunter auch sehr lange dauern kann, kann bspw. über die [Webseite](https://www.sciencemag.org/site/about/index.xhtml) der Zeitschrift die ISSN (0036-8075) ermittelt werden. Mit dieser wird anschließend in [tub.find](https://www.tub.tuhh.de) recherchiert (rechts vom Suchschlitz das Feld "ISBN/ISSN/DOI" auswählen):

*Für die ISSN-Suche in tub.find das passende Feld auswählen (tub., [CC BY 4.0](https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de)).*
* **Exkurs International Standard Serial Number (ISSN)**
Standardnummer für fortlaufende Sammelwerke. Das Gegenstück bei Büchern bzw. Monografien ist die International Standard Book Number (ISBN). ISSN hat immer 8 Stellen, die mit einem Bindestrich getrennt werden. Dient der eindeutigen Identifizierung, wird von DNB vergeben.
Der Austausch zu diesen beiden Rechercheaufgaben zeigt bereits, dass es oftmals unterschiedliche Wege zu gesuchten Informationen gibt. Einige Teams haben die Suche über Google erfolgreich durchgeführt. Vereinzelt wurden auch [tub.find](https://www.tub.tuhh.de) und Google Scholar eingesetzt. Als Ausblick für komplexere Recherchevorgänge kann bereits festgehalten werden: Ein Rechercheinstrument alleine gewährleistet nicht, dass alle wichtigen bzw. gesuchten Informationen gefunden wurden.
## 2.2.3 Digitaler Wandel - Was sich nicht geändert hat: Kenntnisse über unterschiedliche Publikationsarten erleichtern die Recherche
Wir haben über die Einflüsse und Auswirkungen der Digitalisierung gesprochen:
* Einkäufe werden nicht mehr im Laden um die Ecke erledigt
* Reisebuchungen werden nicht ausschließlich im Reisebüro vor Ort getätigt
* Menschen kennenlernen findet heutzutage auch Online statt
Der digitale Wandel ist auch im Informationssektor bzw. Bibliotheken sichtbar:

*Schwindende Regalmeter in der TU-Bibliothek (tub., [CC BY 4.0](https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de)).*
Auf den Bildern sind Spuren ehemals vorhandener Medienregale erkennbar. Zurückgehende Nachfrage nach Print- bzw. zunehmende Nachfrage nach digitalen Publikationen führt dazu, das vermehrt (über 85% des Medienetats hat die tub. 2015 für digitale Informationen ausgegeben) digitale Medien erworben werden. In vielen Bibliotheken erfolgt auch die Literaturrecherche heutzutage nur noch selten über Zettelkataloge oder gedruckte Bibliografien. Digitale Bibliothekskataloge, Discovery-Systeme, elektronische Datenbanken und Suchmaschinen werden schwerpunktmäßig für die Recherche verwendet.
Dennoch (oder gerade wegen der zahlreich vorhandenen analogen und digitalen Informationen) ist es von Vorteil, wenn ein bewusster Überblick über vorhandene Publikationsformen vorhanden ist (nicht jede Medienform ist über jedes Recherchewerkzeug ermittelbar).
### 2.2.3.1 Übersicht Publikationsarten
Wenn der Rechercheprozess gestartet wird, sollten Suchende sich bewusst machen, welche Publikationsarten von Interesse sind.
* So stellen Monografien Themen umfassend dar. In Sammelwerken sind bspw. Beiträge verschiedener Autor_innen zu einem Thema zu finden.
* Periodika hingegen erscheinen regelmäßig. Sie beinhalten qualitätsgeprüfte Forschungsergebnisse. Sie eignen sich also, wenn sie sich über einen längeren Zeitraum zu einem Thema auf dem Laufenden halten wollen.
* Magazine und Zeitungen erscheinen ebenfalls regelmäßig (tages- bzw. wochenaktuell).
* Als "Graue Literatur" gelten Veröffentlichungen, die außerhalb von Verlagen veröffentlicht werden. Sie durchlaufen keine "offizielle" Begutachtung (Teil des Publikationsprozess ist in der Regel eine vorherige Begutachtung durch meist anonyme Fachkollegen in einem Review-Prozess) und erscheinen später nicht selten als überarbeitete Fassung in einer Fachzeitschrift. "Grau" kann hier metaphorisch als Zwischenstufe von Schwarz und Weiß verstanden werden. Die graue Literatur hat zwar einen wissenschaftlichen Hintergrund, sie wurde aber noch nicht klassisch publiziert.

*Übersicht zu Publikationsformen (Florian Hagen, [CC BY 4.0](https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de)).*
Man kann innerhalb dieser Einteilung auch noch nach wissenschaftlichen und nicht wissenschaftlichen Veröffentlichungen einteilen. So gelten für wissenschaftliche Veröffentlichungen die Kennzeichen von Wissenschaftlichkeit (siehe auch [Kapitel 1.5](https://hackmd.io/@flonsen/r1_bPg1YB/%2F-lDgR8IxSdu8zDFeLoQDgQ)).
### 2.2.3.2 Selbstständige und unselbstständige Literatur
Neben der Einteilung in Quellenarten (Primär- Sekundär und Tertiärquellen) und der Definition unterschiedlicher Publikationsarten spielen in den Informationswissenschaften auch oftmals die Begrifflichkeiten "selbstständige" und "unselbstständige" Literatur eine Rolle.
**Was ist eine selbstständige Quelle?**
Eine Quelle bzw. Publikation, die selbstständig erschienen ist. Dies kann bspw. ein Buch sein. Wenn Sie den Titel kennen, können sie diesen in einer Bibliothek (oder im Handel) bestellen. Auch eine Zeitung oder Zeitschrift erscheint selbstständig. Solche Quellen haben Ordnungsmerkmale wie z.B.:
* internationale standardisierte Nummern
* Ein Buch hat immer eine ISBN (International Standard Book Number), ein Presseerzeugnis/Periodikum eine ISSN (International Standard Serial Number). Auch elektronische Periodika haben oft eine ISSN.
**Was ist eine unselbstständige Quelle?**
Sie können das Buch oder die Ausgabe der Zeitschrift bestellen, in dem der Beitrag erschienen ist. Der Beitrag selbst kann in der (älteren) Theorie aber nicht direkt bestellt werden (Hier muss allerdings gesagt werden, dass diese Grenzen nicht mehr so eindeutig sind wie früher). Ein Buchkapitel kann ohne Buch nicht erscheinen, ein Zeitschriftenaufsatz nicht ohne die dazugehörige Zeitschrift. Für unsere Praxis heißt das: Wenn Sie eine unselbstständige Quelle im Literatur- oder Quellenverzeichnis belegen, müssen Sie zwei Quellen angeben. Den Titel des Aufsatzes sowie die Publikation, in der dieser erschienen ist:

*Unterschiede zwischen selbstständiger und unselbstständiger Literatur (Florian Hagen, [CC BY 4.0](https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de)).*
Den Unterschied zwischen selbstständigen und unselbstständigen Quellen zu kennen hebt noch einmal die Vorteile hervor, die Kenntnisse über unterschiedliche Publikationsarten mit sich bringen. So sind nicht in allen Bibliothekskatalogen Zeitschriftenartikel zu finden. Tub.find selbst bildet diese "Fallweise" ab. Aber auch hier ist kein lückenloser Nachweis von Zeitschriftenaufsätzen gewährleistet. Deswegen sollte man zusätzlich gezielt in Zeitschriftendatenbanken nach Aufsätzen recherchieren (Suchinstrumente werden in **Kapitel 2.2.3.7** thematisiert).
### 2.2.3.3 Suchhilfen für die Recherche
* **Rechercheprotokoll**
Rechercheprotokolle unterstützen sie bei der Schaffung von Struktur für Suchprozesse. Gerade bei umfangreicheren Arbeiten bzw. längeren Bearbeitungszeiträumen ist es nahezu unmöglich sich jeden Suchvorgang einprägen zu können. Dies kann ohne Rechercheprotokoll dazu führen, dass sie je nach Arbeitsphase anfangen, die bereits genutzten Suchwerkzeuge mit den bereits genutzten Suchanfragen zu "füttern". Dieses Vorgehen kostet Zeit. Gerade in Phasen mit Termindruck fehlt diese. Es ensteht somit zusätzlicher unnötiger Druck, da sie die erhofften neuen Literaturquellen mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht finden werden.
Derartige Protokolle können im Rahmen von Abschlussarbeiten auch zur transparenten Darlegung des eigenen Suchvorgehens beigefügt werden. Bei bestimmten methodischen Ansätzen wie der Inhaltsanalyse ist ein derartiges Vorgehen gar zwingend erforderlich, wenn das eigene Kategoriensystem und somit das wissenschaftliche Vorgehen nachvollziehbar und reproduzierbar sein soll.

* **Checkliste für Literaturauswahl**
Die Checkliste ist eine individuelle Möglichkeit, eine themenbezogene und kritische Quellenbewertung vorzunehmen.
Je mehr Kriterien angekreuzt werden können, desto passender ist die Quelle für ihre Arbeit (vor allem in wissenschaftlicher Hinsicht). Die Kriterien können sie entsprechend ihres Forschungsvorhabens anpassen:

Sie haben natürlich auch noch andere Möglichkeiten wie den Abgleich ihrer Vorrecherche mit ihren Betreuern die ihnen u.U. noch weitere Literaturhinweise und -tipps geben können.
### 2.2.3.4 Recherchetechniken
Es gibt unterschiedliche Recherchetechniken, die bei der Spezifizierung der Suchanfragen helfen:
* AND:
Die eingegebenen Begrifflichkeiten müssen vorkommen. Mit jedem zusätzlichen Begriff wird die Treffermenge kleiner.
* OR:
Führt zu einer größeren Treffermenge. Lediglich eine der angegebenen Begrifflichkeiten muss vorkommen. Wenn sie and und or verknüpfen wollen, so tun sie dies mit Klammern
* Not:
Schließt Begriffe aus. Dies machen sie bspw., wenn ein Begriff in unterschiedlichen Kontexten verwendet wird (Apple, Bug --> Mehrdeutigkeit). Hierbei muss allerdings aufgepasst werde, das keine relevanten Treffer ausgeschlossen werden.

### 2.2.3.5 Recherchestrategien
Grundsätzlich gibt es verschiedene Recherchestrategien, die im Rahmen des wissenschaftlichen Arbeitens angewandt werden können. Einige sollen an dieser Stelle vorgestellt werden:
**A. Schneeballsystem:**
Hat man eine Quelle zu seinem Thema gefunden, so kann durch Auswertung von Zitaten und Literaturlisten nach älterer Literatur gesucht werden, die Basis der aktuelleren Veröffentlichungen ist. So lassen sich wichtige Publikationen und Akteure ausfindig machen. Ausgangspunkt können Literaturlisten oder Hinweise von Dozierenden und Fachleuten sein. Auf Basis dieser Werke kann nach unterschiedlichen Aspekten gesucht werden:
* Nach Literatur der jeweiligen Autoren;
* Nach zitierter Literatur;
* Nach ähnlichen Schlagworten;
* Nach weiteren Artikeln aus der entsprechenden Fachpublikation (bspw. Zeitschrift).
**B. Strukturierte Suche:**
Es werden zunächst Suchbegriffe ermittelt und Zusammenhänge hergestellt.
* Ober- und Unterbegriffe
* Synonyme
* Nebenthemen
* Fremdsprachige Entsprechungen
* Ausschluss
Die strukturierte Suche wird in der Regel mit Hilfe Boolescher Operatoren (UND / AND; ODER / OR; NICHT / NOT) durchgeführt. So lassen sich mehrere Suchkriterien kombinieren, wobei mehrere Boolesche Verknüpfungen durch Klammersetzung umgesetzt werden kann (Beispiel: (Kinder OR Jugendliche) AND Spielsucht). Prinzipiell gleicht das Vorgehen der (unten aufgeführten ) Block Search.
**C. Systematische Suche:**
Es werden zunächst Grundlageninformationen recherchiert (bspw. auch Einlesen über die Lehrbuchsammlung) bevor es an die Spezialgebiete geht.
**D. „Quick and Dirty“:**
Dabei handelt es sich um eine kurze Recherche ohne besondere Strategie oder längere Vorbereitung. Es kommt häufig zu großen Treffermengen mit zahlreichen nicht benötigten Treffern. Somit besteht die Gefahr wertvolle Informationen zu übersehen. Dennoch liefert dieses Recherchevorgehen häufig brauchbare Suchergebnisse und eignet sich somit als ergänzende Recherchestrategie.
Darüber hinaus lässt sich im konkreten Rechercheprozess mit verschiedenen Suchtechniken der Rechercheprozess hinsichtlich der gesuchten Informationen optimieren.
Zwei spezielle Vorgehensweisen sind "Block Search" und "Pearl Growing":
* **Block Search**
Bei den Einstiegsrecherchen standen uns bereits alle Informationen zur gesuchten Veröffentlichung zur Verfügung (Titel, Autoren, Verlag, etc.). Man könnte auch sagen, das wir somit lediglich eine formelle Recherche durchführen mussten. Wie sieht es aber aus, wenn wir eine inhaltliche Recherche durchführen wollen bzw. müssen? Wir haben bspw. lediglich ein Thema bzw. eine Fragestellung und möchten uns dieses neue Wissensgebiet nun erschließen:
Beispiel: "Find articles on modern town planning in Germany":
```
• Wir ermitteln die Kernkonzepte einer Frage- oder Aufgabenstellung;
• Wir schreiben uns charakteristische Begriffe nebeneinander auf;
• Wir erarbeiten uns Synonyme und Alternativbegriffe;
• Wir schreiben die jeweiligen Begriffe unter die zugehörigen Konzepte.
```
Das Ergebnis kann folgende Tabelle sein:

Diese wollen wir nun in eine Rechercheanfrage mit Hilfe der kennengelernten Operatoren (siehe Kapitel 2.2.3.4) überführen:
```
• Suchanfragen werden auf Basis der gesammelten Begriffe erstellt;
• Systematische Kombination mit "OR", "AND" und ggf. "NOT";
• Innerhalb der Spalten wird mit "OR" verknüpft;
• Die Verknüpfung der Spalten miteinander erfolgt durch "AND".
```

Innerhalb einer Spalte kann die Suche also wie folgt aussehen:
```
(„town planning“ OR „city planning“ OR architecture)
```
Eine Verknüpfung der Spalten ist im nachfolgenden Beispiel zu sehen:
```
(„town planning“ OR „city planning“) AND (Germany OR Hamburg)
```
* **Pearl Growing**
Dieser Ansatz funktioniert ähnlich dem Schneeballprinzip. Sie haben entweder ein - für ihre Forschung - relevantes Dokument gefunden oder bspw. im Rahmen eines Seminars oder Betreuergespräches erste Literaturhinweise erhalten:
* Recherche ausgehend von diesem Dokument;
* Betrachtung der Keywords;
* Vorwärtssuche (Wer hat zitiert?);
* Rückwärtssuche (Wer wurde zitiert?).
### 2.2.3.6 Recherchetechniken
**A. Trunkierung:**
Wörter werden in Katalogen und Datenbanken meist exakt so gesucht, wie sie eingegeben werden. Wenn Sie also nach „Europameisterschaft“ suchen finden Sie nicht die Publikationen, die „Europameisterschaften“ enthalten. Wenn also alle Endungen mitgesucht werden sollen, so muss zur Trunkierung bzw. Kürzung ein Zeichen an das Ende des Begriffs gesetzt werden. Oftmals wird dazu ein Stern (*) verwendet, je nach Datenbank wird aber auch ein „?“ oder ein „!“ verwendet (näheres im Hilfetext der jeweiligen Datenbank).
Beispiel: Fußball* findet Fußball, Fußballturnier, Fußballer, Fußballspiel, etc. Wichtig ist, dass man sich genau überlegt, an welcher Stelle trunkiert wird. Wird zu früh trunkiert, so gibt es viele irrelevante Treffer. Wird zu spät trunkiert, so werden u.U. viele relevante Treffer verpasst.
**B. Wildcard**
Während bei der Trunkierung ab der gesetzten Position beliebig viele Zeichen ersetzt werden, so ersetzen Wildcards exakt ein Zeichen an der gesetzten Position. Eine Wildcard eignet sich also, wenn bspw. verschiedene Schreibweisen eines Wortes berücksichtigt werden sollen.
**C. Boolesche Operatoren**
Boolesche Operatoren bieten verschiedene Möglichkeiten, um eine Suchanfrage individueller zu gestalten. Somit lassen sich Begriffe logisch miteinander verbinden. So ist eine detailliertere bzw. individuell anpassbare Suche in Datenbanken, Katalogen oder dem Internet möglich. Häufig verwendete Boolesche Operatoren sind:
- UND (AND): Verwenden Sie diesen Operator zwischen zwei Begriffen, um nach Dokumenten zu suchen, die diese beiden Termini beinhalten.
- ODER (OR): Mit diesem Operator werden Dokumente gesucht, die einen oder beide der aufgeführten Suchbegriffe beinhalten.
- NICHT (NOT): Diesen Operator können Sie verwenden, wenn Sie Dokumente ausschließen wollen. Suchen Sie bspw. nach E-Learning in der allgemeinbildenden Schule und wollen die zahlreichen Treffer zur Hochschulbildung ausschließen, lässt sich diese Suche so formulieren: „E-Learning NOT Hochschule“
### 2.2.3.7 Suchinstrumente
Grundsätzlich sollte eine umfassende Recherche unterschiedliche Suchinstrumente beinhalten. Im Folgenden wird auf Bibliothekskataloge, Datenbanken und Suchmaschinen eingegangen:

*Instrumente der Quellenrecherche lassen sich grob in drei Kategorien einteilen (Florian Hagen, [CC BY 4.0](https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de)).*
**A. Bibliothekskataloge inkl. tub.find**
Bibliothekskataloge verzeichnen generell was in einer Bibliothek an Medien vorhanden bzw. über eine Lizenz zugänglich gemacht wird. Hier gibt es auch die Standortangabe zu den Medien, Ausleihbedingungen und Verfügbarkeitsinformationen (bspw. Präsenzbestand, verfügbar, vormerken, etc.). Generell sind hier vor allem Periodika bzw. Fachzeitschriften und Bücher zu finden. Wenn Sie Aufsätze (bspw. aus Zeitschriften oder Sammelwerken) suchen, so sollten Sie dazu auf die angebotenen Datenbanken zurückgreifen. Im Gegensatz zu Datenbanken oder Suchmaschinen wird in klassischen Bibliothekskatalogen nur eine Publikationsbeschreibung (u.a. Metadaten wie beteiligte Personen, ISBN, Titel, Erscheinungsjahr, Schlagwörter) und nicht das ganze Dokument durchsucht. Sollten Sie im Katalog zu wenige Treffer finden, so recherchieren Sie mit weniger spezifischen Oberbegriffen. Die Inhaltsverzeichnisse der gefundenen Bücher und Zeitschriften können Sie daraufhin abgleichen, um für ihr Thema evtl. passende Inhalte zu finden.
Es ist jedoch auch möglich Aufsätze in Bibliothekskatalogen – die auch als Discovery-Systeme bezeichnet werden – zu finden. Dies ist an der TUHH bspw. mit [tub.find](https://www.tub.tuhh.de) möglich. Die Treffer lassen sich über die Reiter „Bücher“ und „Artikel“ voneinander trennen bzw. einsehen:

*tub.find ermöglicht einen Wechsel zwischen den Trefferlisten "Bücher" und "Artikel" (tub., [CC BY 4.0](https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de)).*
Es werden zusätzlich auch Webseiten der TUHH und TUB-Blogbeiträge angezeigt. Discovery-Systeme sind ein Ansatz, um mehr Literatur in einer Quelle auffindbar zu machen und dabei alltägliche Suchgewohnheiten der Suchmaschinennutzung (bspw. zentraler Suchschlitz und Fehlertoleranz bei der Eingabe von Suchbegriffen) zu berücksichtigen. Wenn Sie im Katalog der tub. nicht fündig werden, so können sie ihre Suche bspw. über die folgenden regionalen Kataloge ausweiten:
• [K10plus des GBV und SWB](https://kxp.k10plus.de/DB=2.1/DB=2.1/?COOKIE=U999,K999,D2.1,Eecacc566-6,I0,B9994++++++,SY,A,H12,,73,,76-78,,88-90,NGAST,R95.91.229.174,FN) (für die Region Hamburg, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Sachsen-Anhalt und Thüringen);
• [Beluga](https://beluga.sub.uni-hamburg.de/vufind/) für eine Übersicht der Bestände der Hamburger wissenschaftlichen Bibliotheken;
• [KVK-Katalog](www.kvk.bibliothek.kit.edu) (gleichzeitige Suche in allen Verbundkatalogen sowie optional auch internationalen Katalogen).
In diesen können Sie feststellen, ob eine andere Bibliothek in ihrer Nähe Bücher und Zeitschriften zum gesuchten Thema hat oder ob eine bestimmte gesuchte Publikation in einer anderen Bibliothek vorhanden ist, die sie dort vor Ort oder über die Fernleihe beziehen können.
**B.) Datenbanken**
In Datenbanken sind die wichtigsten und aktuellsten Forschungsergebnisse bzw. Aufsätze des jeweiligen Fachgebiets erfasst. Die Auswahl wird von Fachexpert_innen so verzeichnet, dass eine kontrollierte Suche mit Suchoperatoren möglich ist.
Dabei spezialisieren sich Datenbanken u.a. auf einen Fachausschnitt (bspw. Elektrotechnik), die Materialart (u.a. Pressedatenbanken), einzelne Regionen bzw. Sprachen (Web of Science und Scopus sind bspw. multidisziplinäre Datenbanken mit weltweiter Abdeckung, wobei erstere Datenbank amerikanisch und Letztere europäisch orientiert ist). Wenn Sie eine Datenbankauswahl treffen wollen, so kann dies über das [Datenbank-Infosystem (DBIS)](http://rzblx10.uni-regensburg.de/dbinfo/fachliste.php?lett=l) oder über die Webseite [Finden > Datenbanken](https://www.tub.tuhh.de/finden/datenbanken/) der tub. erfolgen (die passende Datenbank kann u.a. über "Top-Datenbanken", "Fachlisten" und "Komfortsuche" ermittelt werden).
**C.) Suchmaschinen**
Suchmaschinen versuchen unabhängig von der Zielgruppe und der Qualität der jeweiligen Information alles im Internet zu indexieren und durchsuchbar zu machen. Der Sucheinstieg ist einfach, es gibt personalisierte Rankings und die Fehlertoleranz bei Sucheingaben ist höher als bspw. in Datenbanken. Das „Problem“ der Recherche über Suchmaschinen ist, dass die Suche bspw. für alle Altersgruppen, Fachbereiche oder Bildungskategorien ausgelegt ist. Nachrichten zu Fehltritten prominenter Persönlichkeiten lassen sich also ebenso aufspüren wie Forschungsergebnisse oder Kongresstermine. Die Inhalte im Internet werden von allen Internetbenutzern (vom Laien bis zum Experten ist somit alles vertreten) bereitgestellt, die Trefferlisten sind daher je nach Thema umfassend, der Suchalgorithmus aber nicht bekannt und die Sortierung durch Nutzerinnen und Nutzer kaum beeinflussbar. Mit dem Angebot Google Scholar wurde versucht das Problem im Ansatz einzuschränken. Zwar liegt der Fokus hier auf Wissenschaft, eine kontrollierte Suche oder die individuelle Beeinflussung der Sortierung ist aber auch hier nicht so gezielt möglich wie in Fachdatenbanken.
**Vergleich der drei Suchinstrumente**
Suchende stellen sich mitunter die Frage, warum man auf Fachdatenbanken zurückgreifen sollte, wenn eine (wissenschaftliche) Suchmaschine umfangreichere Trefferlisten generiert. Während bei der Recherche in Datenbanken zunächst Zeit in die Sichtung des Angebots sowie die Auswahl der „richtigen“ Datenbank investiert werden muss und oftmals – im Vergleich zu Suchmaschinen – überladene bzw. nicht intuitive Sucheinstiegsseiten auf Nutzer_innen "warten" ist der Recherchestart mit den Suchmaschinenangeboten durch die regelmäßige Nutzung im Alltag selbsterklärend.
Der folgende tabellarische Vergleich zeigt jedoch, dass eine Datenbank Vorteile wie die exakte, fachspezifische Suche, die individuelle Treffersortierung und ausgefeilte Suchstrategien – gegenüber einer Suchmaschine – hat:
| Aspekt | Datenbank | Katalog | (wiss.) Suchmaschine |
| -------- | -------- | -------- | -------- |
| Aufsätze findbar | Ja | Nein | Ja |
| Individuelle Treffersortierung | Ja | Ja | Nein |
| Exakte Suche | Ja | Ja | Nein |
| Literaturbeschreibung mit Schlagwörtern | Ja | Ja | Nein |
| Suche im Dokument | Ja | Nein | Ja |
| Fachspezifisch | Ja | Nein | Nein |
| Frei im Internet verfügbar | Nein | Ja | Ja |
Aus diesem Vergleich lässt sich ableiten, dass keines der drei Suchinstrumente bei einer umfangreichen Recherche ausgeschlossen werden sollte, wenn den Herausforderungen beim Umgang mit Informationen (bspw. Dokumentverfügbarkeit, Übersehen wichtiger Informationen, Qualität der gefundenen Informationen, Bewältigung von Informationsflut durch Struktur und System) umfassend begegnet werden soll.
**Tipp für Google Scholar**
```
- Die tub. bietet ihnen die Möglichkeit des Volltextzugriffs auf
Zeitschriftenaufsätze über Google Scholar;
- Dazu müssen Sie sich im Netz der TUHH befinden bei der Recherche;
- Einstellung via Google Scholar: "Einstellungen" > "Bibliothekslinks"
> TUHH suchen, „speichern“.
```

*Über "Bibliothekslinks" können sie die TUHH abspeichern (Florian Hagen, [CC BY 4.0](https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de)).*
### 2.2.3.8 Beispiel eines strukturierten Recherchevorgehens an der TU
Eine konkrete Recherchestrategie TU-Studierender kann beispielhaft auch wie folgend dargestellt strukturiert werden:

*Beispielhafte Recherchestrategie für TU-Studierende (tub., [CC BY 4.0](https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de)).*
Die Webseite der tub. bietet alle – für den Sucheinstieg erforderlichen – Informationen (Bestandsaufbau, Recherche-, Service- und Datenbankangebote).
Für die erste Orientierung und Einarbeitung in ein Thema bietet sich der Blick in Lexika und Lehrbücher im Präsenzbestand der tub. an. Diese beinhalten Basiswissen. Gleichzeitig lässt sich über – in diesen Quellen enthaltene Querverweise – weiterführende Literatur ermitteln, die bspw. über den Katalog der tub. recherchiert und bezogen werden kann. Hier lassen sich – wie auch in Datenbanken, über die fachspezifisch aktuelle Literatur recherchiert werden kann – mit Hilfe von einschlägigen Schlagworten Dokumente und Publikationen finden (Recherchehilfsmittel in Kapitel 3 und Recherchestrategien wie Operatoren nutzen), die für ihre wissenschaftliche Arbeit relevant sind. Sie kombinieren hier also die systematischen und strukturierten Suchstrategien mit dem Schneeballprinzip, um sich ein Thema zu erarbeiten.
Speziellerer Informationsbedarf wie DIN-Normen oder die Nutzung der Fernleihe sind auf den [Webseiten der tub.](https://www.tub.tuhh.de/) erklärt (bspw. „Finden“ > „Normen“).
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